Ehemaliger Maxhütten-Arbeitsdirektor Manfred Leiss
"Bergbau, Maxhütte, Sozialgeschichte"
Kohlebergbau der Maxhütte
Die
vielen Aktivitäten der Verantwortlichen der Maxhütte sich die
Kohlevorkommen im Umfeld der Stahlproduktion zu erschließen, sind
unverkennbar. Davon zeugen die vielen Verleihungsurkunden. Dies soll mit
einigen Beispielen belegt werden:
Das einem privaten
Betreiber verliehene Recht in den Gemeinden Göggelbach und Neukirchen,
Bezirksamt Burglengenfeld, unter dem Namen“ Felix-Zeche“ die dort
vorkommende Braunkohle zu gewinnen, datiert von November 1904. Im
November 1916 wurde die Maxhütte Aktiengesellschaft Alleineigentümer der
Gewerkschaft der Braunkohlengrube“ Felixzeche“.
Im August
1907 verlieh das Königl. Oberbergamt München einem Gutsbesitzer in
Sitzendorf bei Schwandorf unter dem Namen“ Mathiaszeche“ das
„Bergwerkseigentum für die in den Gemeinden Göggelbach, Neukirchen,
Ettmannsdorf, Bezirksamt Burglengenfeld und Pittersberg, Bezirksamt
Amberg gelegenem Felde von 800 Hektaren, das Recht zur Gewinnung von
Braunkohle“. Die Maxhütte wurde dann im Oktober 1913 Alleineigentümer
der Braunkohlengrube“Mathiaszeche“.
Der Wortlaut einer Verleihungsurkunde aus dem Jahre 1875:
„
Auf Grund der Muthung vom07.Oktober 1875 wird unter dem Namen
Braunkohlenzeche“ Austria“ bei Degelhof dem Spediteur Anton Kraus zu
Falkenau an der Eger in Böhmen das Bergwerkseigenthum in den in den
Gemeinden Burglengenfeld, Saltendorf, Meßnerskreith, Ibenthan, und
Leonberg, K.Bezirksamts Burglengenfeld im Regierungsbezirk der Oberpfalz
und von Regensburg gelegenen Felde von 8000000 - Millionen –
Quadratmetern : 800 Hektaren Flächeninhalt, die in beglaubigten
Katasterplänen bezeichnet sind, zur Gewinnung aller in diesen
Grubenfelder vorkommenden Braunkohlen nach dem Berggesetz vom 20.März
1869 hierdurch verliehen.
Regensburg den 22.November 1875“
Aus
dem Nachtrag vom November 1877 geht hervor, dass die Maxhütte, Sitz
München nun Eigentümerin der Braunkohlengrube “Austria“ war und durch
Hinzunahme eines bei der Maxhütte gelegenen Grubenfeldes das
Bergwerkseigentum der Braunkohlengrube “Austria“ sich auf 94,94 Hektaren
erstreckt. So geschehen am 26.11.1877.
Die Rechtsvorgängerin
der Maxhütte AG hat auf der Grundlage der Urkunde vom Juni 1959
erklärt, das unter dem Bergwerksnamen “Austria“ auf Braunkohle
verliehene Bergwerkseigentum real zu teilen in die Felder der neu
entstehenden Bergwerke: „ Austria I, Austria III, Austria IV, Austria
V.“ Damit erlosch 1961 das unter dem Bergwerksnamen “Austria“ verliehene
Bergwerkseigentum. Aus einer Mitteilung der Bergwerksdirektion der
Maxhütte vom April 1964 ergibt sich, dass „nach der Teilung des
Grubenfeldes Austria in die Grubenfelder Austria I, III, IV und V die
Grubenfelder I und IV an die Grube Austria GmbH abgetreten wurden,
während die Felder Austria III und V in unserem Besitz (Maxhütte)
verbleiben.“ Über die im September 1948 gegründete „Braunkohlenbergbau
Maxhütte Aktiengesellschaft“, wird in der Flickdokumentation berichtet.
Die Zeche Maximilian
Am
23.08.1902 verkündete die Maxhütte ihre Absicht zum Bau einer
Doppelschachtanlage in Ostwennemar/ Werries . Das Unternehmen sollte bei
der Kohleversorgung von Fremden unabhängig und damit krisensicher
gemacht werden. Schon 1899 hatte die Maxhütte siebeneinhalb preußische
Maximalfelder, etwas mehr als 15 Hektar erworben. Beim Abteufen der
Schächte 1903 mit 200 Beschäftigten traten kaum beherrschbare Probleme
mit Wasser auf. Das Wasser sprudelte nur so und als der erste Schacht
trockengelegt war, kämpfte man im Schacht II mit 5 cbm Wasserzulauf pro
Minute. Indes stieß Schacht I in 1907 auf das ersehnte Kohlengebirge und
der erste Flöz konnte angefahren werden. Durch immer wieder auftretende
Wassereinbrüche vergingen 10 Jahre und erst 1912 konnte die erste Kohle
gefördert werden. Die Anlage förderte mit 600 Bergleuten auf zwei
Sohlen in sieben Flözen fast 16.000 to Kohle. 1913 betrug die Förderung
mit 2063 Belegschaftsmitgliedern 101.851 Tonnen. 17 % der Belegschaft
auf Maximilian waren Ausländer.
Der Krieg und die Ausdünnung
der Belegschaft beeinträchtigten die Förderleistung; der Engpass bei
technischen Geräten, insbesondere Pumpen, um der Wasserflut Herr zu
werden, gefährdeten die Existenz der Grube.
Am
13.August 1914 ergossen sich 14 Kubikmeter Wasser (Sole) pro Minute in
die Schächte; die Grube war abgesoffen und einige Wochen später liefen
die Schächte buchstäblich über. Investitionen von 40 Millionen Goldmark
fielen ins Wasser und führten zur größten Krise der Maxhütte.
1921
versuchte man trotz aller widrigen Umstände einen Neuanfang. Aber als
die Gruppe Röchling Mehrheitsgesellschafter der Maxhütte wurde, kam am
17.04.1921 nach einem Gesellschafterbeschluss das Aus für „Maximilian“,
weil stattdessen nun die Anlage „Mont Cenis“ deren Rolle übernahm, Und
die Röchlings begründeten die Aufgabe der Maximilianschächte mit der
finanziellen Belastung, deren Ausbau auf 500 Millionen Mark veranschlagt
wurde.
Der Grubenbesitz mit den Feldern“ Maximilian“ und“
Bayern“ ging 1940 auf die „Reichswerke Hermann Göring“ über und 1943
wurde mit dem Abteufen neuer Schächte nördlich der ersoffenen Anlage
begonnen. Und wieder kam das Aus, diesmal durch das Anrücken der
Amerikaner in 1944.
Erfreulich schließlich, dass die stummen
Zeugen einer verfehlten Bergbaupolitik später in eine Parklandschaft im
Rahmen der Landesgartenschau Nordrhein-Westfalen integriert wurden.
Unter dem Eindruck der Rohstoffknappheit nach 1945 spielte die Gewinnung von Kohle auch für die Maxhütte eine wichtige Rolle.
Im
September 1945 wurde das der Maxhütte gehörende Grubenfeld “Austria“
bei Haidhof und das ebenfalls der MH gehörende Grubenfeld „Mathiaszeche“
bei Schwandorf in Aufschluss genommen, um den für Bayern wichtigen
Rohstoff Kohle aus den beiden Feldern zu gewinnen. Während der Zeche
“Mathias“ wegen ungünstiger Transportwege keine Entwicklungschancen
eingeräumt wurden, wurde der Ausbau der Grube “Austria“ mit Zustimmung
der Militärregierung(Office Military Government US-Zone, OMGUS)
vorangetrieben und eine wirtschaftliche Förderung prognostiziert. Zum
Zeitpunkt der Untersuchung im Mai 1947 wurden monatlich 3.000 to
gefördert, in der Erwartung, dass die Förderung bis Mitte 1948 auf 10 –
12.000 to ansteigen werde, ein hoher Anspruch bei dem offensichtlich
vernachlässigten Zustand der industriellen Infrastruktur, deren schnelle
Verbesserung angemahnt wurde. Mit diesem Ziel hat die Maxhütte im
September 1948 die „Braunkohlenbergbau Maxhütte Aktiengesellschaft“ mit
einem Grundkapital von
2.000.000,-DM gegründet.
Der
Bericht der für die Überprüfung der Kohlegruben eingesetzten Kommission
und ihrer offenbar von wenig Sachkenntnis getrübten Schlussfolgerungen
über die Rentabilität, stieß bei den zuständigen Verantwortlichen des
Bergbaus der Maxhütte auf entschiedenen Widerspruch.
© Manfred Leiss