Ehemaliger Maxhütten-Arbeitsdirektor Manfred Leiss
"Bergbau, Maxhütte, Sozialgeschichte"
Klöckners Vision von der Erzbasis
Unter Vorsitz des Klöcknerbosses Dr. Gienow beschäftigte sich der Aufsichtsrat der Maxhütte im März 1977 mit „Sicherung der Erzbasis und Verkleinerung der Rohstahllücke“, mit fundamentalen Feststellungen, die einige Jahre später Makulatur waren. Die eigene Erzbasis -so hieß es-, hat seinerzeit den Standort und die Verfahrenstechnik der MH bestimmt. Heute gewinnen die Vorkommen im Baufeld Leonie angesichts zunehmender Kartellierung des internationalen Erzmarktes eine neue und wachsende Bedeutung. Die Qualität und erwarteten Fördermengen und Verhüttungskosten sichern der MH über mehr als 20 Jahre bei bisherigem Anteil eigener Erze am Möller ab.
Mit einer vergleichenden Erzbewertung, unter Bezug auf Kiruna- und Brasilerze, Juli 1977 legte die Betriebswirtschaft der Maxhütte ein Bekenntnis zur Grube Leonie ab. Einige Euphoriker nannten sie eine „Goldgrube“ Es wurde für die Leonie-Förderung ein Fe-Gehalt von 41,3 % unterstellt, während für Kirunaerz 60,0 % und für Brasilerz 64,0 % gerechnet wurden. Unter Berücksichtigung der Phosphatgutschrift ergab sich für Leonie ein Kostenvorteil von DM 58,48 gegenüber dem schwedischen und brasilianischen Erz.
Im Einvernehmen mit dem Bergamt entschied man sich besonders wertvolles Erz um das Wetterbohrloch Bernreuth abzubauen, um den Durchschnittswert der Förderung –unter Einbeziehung der bis März 1978 in Betrieb bleibenden Grube Maffei-, auf 41,5 % Fe-Gehalt zu erhöhen.
Die einen nannten dies selektiven Abbau, Kritiker sprachen auch von „Raubbau“. Um im Durchschnitt einen höheren Fe-Gehalt des geförderten Erz zu erzielen, wurde in Auerbach mit Millionenaufwand ein Mischbett angelegt. Eigentlich reine Augenauswischerei, denn das abbaubare Erz wurde dadurch nicht hochprozentiger.
Der Aufsichtsrat folgte in der gleichen Sitzung dem Vorschlag des Arbeitsdirektors am Anna-Schacht ein Berufsbildungszentrum einzurichten, unter dem Vorbehalt, dass eine öffentliche Förderung von 50 %erreicht wird.
Am 03.07.1973 wurde die Schachtanlage Eichelberg wieder in Betrieb genommen, nachdem diese ein Jahr stillgelegt (gestundet) war. Seitens der Technik wurde berichtet, dass entsprechend der Bergbauplanung aus dem Jahre 1976 die Grube Eichelberg dreischichtig und die Grube Maffei in Auerbach einschichtig zu betreiben sei. Die geologischen Schwierigkeiten, die Verschlechterung der Erzqualität und die Kostenrelation zum importierten Erz, begründeten die vorzeitige Schließung der Grube Eichelberg zum 31.03.1977 und bedeuteten das Ende des Bergbaus in Sulzbach.
Dagegen wurde die Förderung der Grube Maffei ab 01.04.1977 durch Übernahme von 24 Bergleuten von Eichelberg auf 18.000 moto gesteigert. Und in der Dezember-Sitzung des Aufsichtsrates wurde von der Technik empfohlen, wegen der hohen Leistungszahlen in der Grube Maffei, die weitere Förderung bis Mitte 1978 zu betreiben. Die letzte Schicht auf Maffei wurde in der Nacht zum 29.Juli 1978 gefahren und damit endete nach 70 Jahren die Erzförderung an diesem Betriebspunkt.
Eine stimmungsvolle Stillegungsfeier beendete die drei Generationen anhaltende Laufzeit der Maffei-Schächte, so titelte die Werkszeitschrift MH Heute Nr.3/1978.
Dramatische Stunden hatten die Bergleute der Auerbacher Gruben in 1945,1968 und 1969 erlebt. Als infolge der Kriegsereignisse die elektrische Hauptleitung ausgefallen war, rettete 1945 nur ein Dieselaggregat die Grube vor dem Absaufen.
1968 wurden bei einem Schlamm- und Schwimmsandeinbruch vier Bergleute eingeschlossen; fast 90 m gefüllte Strecke musste zur Rettung der Eingeschlossenen geräumt werden.
Das war die schönste Stunde in der Betriebszeit der Grube, bekannte der Grubenchef. Und 1969 gab es den größten Wassereinbruch, der mit technisch überlegten Maßnahmen bewältigt werden konnte und damit verhindert wurde, dass die Pumpenkammer ersoff.
In der Schachtanlage Leonie hat der eigentliche Erzabbau im Betriebszentrum I Ende Oktober begonnen und man erwartete im Januar 1978 eine Fördermenge von 20.000 moto. Zwar musste viel gebohrt und gesprengt werden, der durchschnittliche Fe-Gehalt lag über 42 % und der Phosphorgehalt bei 5 %.
Im März 1978 konnte die Technik bei der Aufsichtsratssitzung vermelden, dass die Erzförderung der Schachtanlage Leonie im Abbauzentrum I 25.000 to erreicht habe, der Fe-Gehalt jedoch unter dem marktscheiderisch festgestellten Wert des gesamten Grubenfeldes liege, man aber mit einer gleichmäßigeren Erzqualität rechne, wenn der 2. und 3. Betriebspunkt in Betrieb genommen werde.
Im Juni 1985 beschloss der MH-Vorstand auf Antrag der Technik aus dem Betriebsgelände der ehemaligen Grube Maffei ein Teilstück von 3.300 qm an den zu gründenden Förderverein zu einem Anerkennungspreis von DM 1,-/qm zu veräußern sowie die restlichen Gebäude niederzureißen und das Gelände mit einem Aufwand von DM 35.00,-zu rekultivieren.
Um das Montandenkmal Schachtanlage Maffei vor dem Verfall zu retten, übernahm der Landkreis Sulzbach-Rosenberg das Gelände für eine Mark. Zunächst setzte man entsprechende Hoffnungen auf den bestehenden Museumsverein Auerbach- Pegnitz, der bekundete, die Maffeianlage in ein Freilandmuseum einzubeziehen. Im Juni 1988 wurden dem Verein drei ehemalige Bergleute als ABM-Kräfte zugeteilt, die Säuberungsarbeiten ausgeführt haben. Auch wurde erwogen, das zukünftige Museum als Außenstelle des Bergbau- und Industriemuseum Theuern auszuweisen.
© Manfred Leiss