Ehemaliger Maxhütten-Arbeitsdirektor Manfred Leiss
"Bergbau, Maxhütte, Sozialgeschichte"
Die Sulzbacher Erzgruben
Den Grundstein für die
Sulzbacher Erzgruben wurde gelegt durch einen Vertrag im Januar 1859,
demzufolge das Sulzbacher Erzrevier zum Preis von 170.000 Gulden von Graf
Poninsky gekauft wurde. Dies schloss die Grubenfelder Etzmannsberg, Karoline,
St. Anna, St.Georg, Fromm und Eichelberg ein. Es war ein entscheidender Schritt
für die Erzversorgung der Maxhütte, obgleich dieser Kauf die finanzielle Kraft
des Unternehmens fast sprengte.
Die Grube Etzmannsberg
lieferte um diese Zeit 4653 Seidel, Lobenhof 1714 und Siebeneichen 1545 Seidel.
Im Protokoll der Generalversammlungen April 1860 wird für die Grube
Etzmannsberg eine Förderung von 30192 Seidel ausgewiesen, für Siebeneichen
4421, für St.Georg 3272 Seidel.
Auf dem Gelände eines
Kalksteinbruchs, gegenüber dem Dorfe Rosenberg und entlang der Bahnlinie wurde
die neue Hochofenanlage projektiert; 1864 nahm der erste Hochofen in Rosenberg
seinen Betrieb auf.
Mit der verbesserten Technik
(Winderhitzer) kam 1865 ein zweiter Hochofen hinzu. Bis Ende 1859 war die Maxhütte
mit ihren Erztransporten, ja mit sämtlichen Transporten auf die Landstrassen
angewiesen. Der Eröffnung der bayerischen Ostbahnlinien verdankt die Maxhütte
in dieser geschichtlichen Phase ihre rasante Entwicklung.
Zur Steigerung der Förderung
der Sulzbacher Gruben wurden die Schächte auf Etzmannsberg und Siebeneichen
vertieft. Wegen der noch nicht optimal fördernden Sulzbacher Gruben musste die
Maxhütte mit dem kgl. Bergamt Amberg einen Erzlieferungsvertrag abschließen;
außerdem erwarb das Unternehmen Erzkonzessionen bei Arzberg und im Bergamt
Steben/Oberfranken.
Nach einem sich von Januar
1868 bis Mitte 1869 hinziehenden Briefwechsel mit der Maxhütte, Burglengenfeld,
schlossen das Königliche Bergamt Amberg und die Maxhütte bei Burglengenfeld am
15.Juni 1869 einen Erzlieferungsvertrag.
Die Maxhütte verpflichtete sich danach „vom
Jahre 1870 an jährlich 80 000 Seidel Erz aus dem hiesigen Bergbau bis Schluss
des Jahres 1878 abzukaufen, welches Ablieferungsgarantien vom Kg. Bergamt nur
so lange gewährt wird, als die Verhältnisse des Bergbaus und die notwendige
Rücksichtnahme auf die inländischen Hüttenwerke eine solche Abgabe gestatten.“ ( 1 Oberpfälzer Seidel = 105 Liter = 272 bis 350 kg
Erz)
Vertrag mit Eduard Kick
Dass die Maxhütte
entschlossen war, die in unmittelbarer Nähe gelegenen Erzvorkommen zu nutzen,
zeigt der im Juni 1867 zwischen Eduard Kick und der Maxhütte (Fromm)
geschlossene Vertrag. Danach überließ E. Kick der MH sein bei Altenricht
gelegenes Eisensteingrubenfeld der Maxhütte zur Ausbeutung:
„Die Maxhütte übernimmt den Betrieb vorgenannten
Eisensteinfeldes auf eigene Kosten und verwendet den geförderten Eisenstein zum
Hochofenbetrieb. Dieselbe macht zu diesem Zwecke die nöthigen Vorarbeiten durch
Abteufen von Schächten usw., kurz sie betreibt die Grube ganz nach ihrem
Ermessen und hat auch alle daraus entstehenden Kosten zu tragen.“
Die Maxhütte konnte den
Schacht nach Belieben abteufen und es war ihr erlaubt, nur so lange zu fördern,
als es sich rentiert. „Für jedes Bergseidel(Amberger Maß = 120 l Erz )
abgefahrenen Eisensteins erhält Herr Kick von der Maxhütte eine Abgabe von
sechs Kreuzer“, unter der Voraussetzung der zumutbaren und rentablen Förderung.
1874 erreichte Etzmannsberg
die höchste Förderung, nachdem schon 1873 mit dem Abteufen des Schachtes
Karoline begonnen worden war, der allerdings erst 1886 in Betrieb ging.
Ein Dokument aus dem Jahre
1874 ist mit heutigen Augen betrachtet, etwas Besonderes.
Der Eisenwerkgesellschaft
Maximilianshütte widmete der Gemeindeausschuss Rosenberg eine „Bürgeraufnehmensurkunde“; darin
verlieh er der Maxhütte das Bürgerrecht für die Landgemeinde Rosenberg. Damit
konnten die bei ihr Beschäftigten rechtlich zu Bürgern erklärt werden, was mit
Wohnrecht verbunden war. Die Handwerksmeister als gesetzte Bürger mussten aber
dafür eine Gebühr entrichten.
Spitzenwert bei der Erzförderung in 1874
Umgerechnet in Zentner
(Centner)betrug die Gesamtförderung
1.457853 und verteilte sich auf die
Gruben wie folgt: Etzmannberg
61568 Seidel, Siebeneichen 28679, Lobenhof 44555, Crumbacher Gruben 28425
Zentner, Hersbrucker Gruben(Rös`chen) 10690 Zentner, Königstein(Amalie) 28985
Zentner. Camsdorfer Gruben 91521 Tonnen Spatheisen und 32247 Tonnen
Brauneisenstein, Grube Bergmannshoffnung Ilmenau 12169 Zent. Eisenstein und 4000
Zent. Brauneisenstein; dazu lieferte Lobenstein 7200 Zentner.
Von den Sulzbacher Gruben
wurde Siebeneichen am Eichelberg im Juli 1879 stillgelegt, weil die Grube
ausgeerzt war; sie hatte 1874 noch einen Spitzenwert der Förderung mit 28985
Seidel erreicht.
Die Förderung auf
Etzmannsberg erwies sich mit 46 Pfennig pro Hektoliter als kostengünstig im
Vergleich zu den viel höheren Förderkosten der Staatsgruben in Amberg; der zu
Ende gegangene Erzlieferungsvertrag wurde deshalb auch nicht erneuert.
Im Jahre 1879 erwarb E. Fromm
das Entphosphorungspatent nach
Thomas für das bayerische Staatsgebiet; in Rosenberg wurde ein Thomaswerk
errichtet und ab 1889 dieses Verfahren voll eingesetzt. Es sei notwendig, so
Fromm, „dass die Maxhütte noch weitere Erzlager im Sulzbacher und dann auch im
Auerbacher Revier aufsuchen, erbohren und erschließen muss.“
Die Verwertung der im
Stahlwerk anfallenden Schlacke hat die Maxhütte selbst in die Hand genommen und
das Rosenberger Thomasmehl genoss bald einen guten Ruf und wurde werbend
angepriesen.
Im Geschäftsjahr 1881 wurde
für die Sulzbacher Gruben mit 108 Belegschaftsmitglieder eine Förderleistung
von 224.319 hl Erz notiert. Unterdessen gab es wieder Anzeichen, dass der
bayerische Staat in Amberg ein Hüttenwerk errichten wolle. Eine knallharte
Abwehrposition dazu findet sich im Bericht des Rosenberger Betriebsleiters: „Das ganze Bayernland ist durch eine
ultramontane Clique in Aufregung versetzt, um die Regierung zu bestimmen, in
Amberg ein Staatshüttenwerk zu errichten.
Man nennt die
Maxhütte ein gottloses Unternehmen, durch das das ganze Land ausgebeutet wird,
dazu ist sie nicht mal ein patriotisches Unternehmen, weil die meisten
Dividenden ins Ausland fließen sollen.“
Und der Rosenberger
Betriebsmann folgert: „Mit dem Staat ist schwer zu konkurrieren, wenn er für
den eigenen Bedarf arbeitet, denn mag gewonnen oder verloren werden-, der
Betrieb geht fort.“(zitiert nach H.Fromm) Für den Erztransport nahm 1883 die
Drahtseilbahn von den Sulzbacher Gruben nach Rosenberg ihren Betrieb auf.
Nach den 1888 begonnen
Bohrversuchen auf Grubenfeld Delphin wird bis 1890 ein Schacht errichtet; die
Erzgewinnung ist zunächst schwierig, normalisiert sich aber ab 1894. Ab 1893
begann der neue Etzmannsberg- Schacht zu fördern; der bayerische Erzvorrat
wurde zu diesem Zeitpunkt mit 7 Millionen Tonnen veranschlagt. 1895 wurde das
Grubenfeld “Fromm“ durch einen Schacht erschlossen, der bis 1943 förderte.
Geschäftsordnung für die Gruben
Mit dem Erlass einer
Geschäftsordnung für die Gruben der MH im Juni 1897, mit Nachtrag vom Oktober
1901, wurde infolge des Todes von Fritz Werlisch den handelnden Ingenieuren
eine gewisse Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit zuerkannt.
Bemerkenswert der § 4 :
„Wegen des engen Zusammenhangs der Gruben mit den
Hochöfen haben sich die betreffenden Herren stets über alle diesbezüglichen
Fragen zu verständigen und muss es dem Hochofenchef namentlich hinsichtlich der
Qualität der zu fördernden Erze frei stehen, sich im betreffenden Fall von dem
jeweiligen Stand der Erze in den Gruben durch Befahren derselben zu überzeugen,
und wird derselbe auch an den gemeinschaftlichen Berathungen teilnehmen.“
Geregelt wurde auch gleich
die Zeichnungsberechtigung von Werlisch (jun.) bei Grundstückserwerb sowie das
Vertretungsrecht der Maxhütte im Knappschaftsvorstand. Wenn man an die späteren
Mauscheleien über die Bestimmung des Fe-Gehalts denkt, war diese
Geschäftsordnung eine klare Angelegenheit.
Auch im Jahre 1895 wurde der
Maxhütte auf Antrag gestattet in Rosenberg auf ihrem Grundstück für die Zwecke
des Steinbruchs im Hüttenwerk einen Pulverkeller
anzulegen. Für den Umgang mit Pulver erhielten vier Berechtigte
Erlaubnisscheine. Dem gut erhaltenen Situationsplan vom 18.Juli 1897 haben die Anlieger eine Woche später zugestimmt
und die Gemeindeverwaltung Rosenberg erklärte sich am 17.Juli 1897 mit dem Bau
einverstanden.
Das Kalkwerk Annaberg nahm 1896 den Betrieb auf und wurde mit der Hütte durch eine
Seilbahn verbunden. 1907/1908 erhielt
Rosenberg von diesem Werk 19.000 to Kalk; diese Menge reichte aber für den
geplanten 4-Hochofenbetrieb nicht aus. In der Nähe von Lengenfeld erwarb man
deshalb Grundstücke mit Kalkvorkommen und begann 1909 mit der Herstellung von
Stahlwerkskalk.
Es wurde viel gebohrt und
manche Mutung mit Akribie auf ihre Abbauwürdigkeit untersucht.
So geschehen im April 1906
wie aus dem Protokoll über die Fundsbesichtigung bei der Eisenerzmutung “Ernst“
hervorgeht. Der Fundpunkt war nur 15,5 m von der südwestlichen Markscheide des
Grubenfeldes „Karoline“ entfernt; das Fundbohrloch befand sich auf dem Acker
des Christof Sörgel, Bierwirt in Sulzbach. Das gefundene Erz (Körner von
blauschwarzem Erz mit wenig Braunerz) hatte nur geringen Fe-Gehalt, aber dafür
über 35 % Mangan. Das angefertigte Protokoll vom 26.04.1906 über die
Mutungsergebnisse liest sich erwartungsvoll für den Abbau von Mangan, obwohl
die Maxhütte mit der Suche nach Eisenerz angetreten ist.
In 1910 wurde die Reichweite
der Erzvorräte aller Erzgruben der Maxhütte bei einer Jahresförderung von
230.000 to auf 154 Jahre geschätzt und die Vorräte in Bayern mit 35 Mio to
angegeben.
Rechtstreit um Großalbershof
Einen aufwendigen, mit
Gutachten belegten Rechtstreit um die Eisenerzmutung Großalbershof I führte die
MH vor dem Verwaltungsgerichtshof München in 1913. Gegner war die
deutsch-luxemburgische Bergwerks- und
Hüttengesellschaft in Differdingen, die ihren Fundort „Wilhelm“ gefährdet sah.
Der Gerichtshof entschied
zugunsten der Maxhütte auf der Basis des 1910 gestellten Mutungsantrags für eine
Eisenerzgrube “Großalbershof I“. Das durch Laborgutachten der Maxhütte auf
19,73 % Eisen als geringwertig taxierte
Vorkommen, dürfte der Entscheidung dienlich gewesen sein.
Mit dem Abteufen des
Klenze-Schachts 1910 verlagerte sich der Schwerpunkt der Förderung von
Etzmannsberg nach Karoline; später wurden die drei Gruben Fromm, Etzmannsberg
und Karoline untertage durch eine Förderstrecke verbunden und die gesamte
Erzförderung am Klenze-Schacht konzentriert; dieser wurde dann 1962
stillgelegt. Als technische Innovation ist die Elektrisierung der Sulzbacher
Gruben in 1911 zu vermelden und dazu die guten Bohrergebnisse im Gebiet der
eingestellten Gruben Eichelberg und Lobenhof, mit optimistischen Prognose einer
neuen Erzreserve von 2,5 Mio to und einem Fe-Gehalt von 52 %. Die Maxhütte
übernimmt sämtliche Kuxe der Gewerkschaft Wittelsbach.
In den vertraulichen
Berichten der Unternehmensleitung der Maxhütte findet man sehr detaillierte
Darstellungen über die Sulzbacher Gruben:
Im Geschäftsjahr 1919/1920 betrug
die Förderung der Grube Etzmannsberg 19 061 to; die Schachtanlage Fromm konnte
trotz eines Grubenbrandes eine Förderung von 39 587 to aufweisen. Karoline
erreichte mit 39 402 to fast die gleiche Fördermenge; die Fördersohle
unterquerte den Judenfriedhof.(sh.auch Vertrag mit der jüdischen Gemeinde)
Im als geheim bezeichneten
ergänzenden Bericht über das Geschäftsjahr 1921/1922 heißt es, dass die
Sulzbacher Gruben von größeren Störungen verschont blieben und die Leistungen
dank der gesteigerten Arbeitswilligkeit der Belegschaft sich gebessert haben.
Im Bericht des Geschäftsjahres 1918/ 19 war noch von abgefallener Leistung die
Rede gewesen und das zitierte geringe Arbeitsinteresse der Belegschaft hatte
sich auch auf den Fe-Gehalt des geförderten Erzes ausgewirkt.
Die Gesamtförderung der
Sulzbacher Gruben betrug 131 378 to. Gefördert wurde zunächst nur auf
„Karoline“ und „Etzmannsberg“, während „Fromm“ nach Wiederherstellungsarbeiten
erst im Juli 1921 die Förderung aufnahm; letztere erreichte auch die größte
Produktivität mit einer Schichtleistung von 1,446 to pro Kopf.
Vom 13. Oktober bis
17.November 1924 war die Belegschaft der Sulzbacher Gruben von der großen Aussperrung in Bayern betroffen.
1954 wurde mit dem Bau der
Schachtanlage “St. Anna“ begonnen, die Förderung 1958 aufgenommen und wegen
Erschöpfung des Erzvorrats 1974 stillgelegt. Die Abteufarbeiten des Schachtes
Eichelberg zogen sich von 1965 bis 1967 hin und der planmäßige Erzabbau datiert
von 1974.
Großes Fördervolumen an Erz
Die Erzförderung der
Maxhüttengruben wurde im Geschäftsjahr 1950/51 mit 424.200 to registriert und
stieg im Folgejahr auf 485.800 to. Die Erzförderung aus den Sulzbacher
Erzrevieren seit 1858 bis 1974 betrug 21 Mio to. Ein Spitzenwert wurde im
Geschäftsjahr 1958/59 mit mehr als 603 759 to und über 1.100 Beschäftigten
erreicht. Im Geschäftsjahr 1963/1964 notierte Auerbach eine Förderung von 438
000 to und überrundete damit Sulzbach, das noch 429 000 to Erz förderte.
Fortan, bis zu Beendigung der Förderung im Sulzbacher Revier, war Auerbach der
Menge nach die erste Adresse.
Welch große Bedeutung die
Maxhütte der Prospektion der Eisenerzförderung zumaß, zeigt der ausgewiesene
Grubenfeldbesitz.
Noch in der Ära Röchling im
Berichtsjahr 1927/28 betrug der Gesamtbesitz 53079 Hektar, davon in Bayern
24466 ha, in Thüringen 26736 ha und 1807 ha in Preußen bzw. Sachsen. Die MH
besaß am 01.04.1927 insgesamt rd. 921.000 Hektar Grundstücke, davon rd. 309.000
ha Betriebsgrundstücke.
Ein Blick auf die
Tagesverdienste im Bergbau um diese Zeit zeigt, dass die Bergleute der
Thüringer Erzgruben mit 7,56 Mark gegenüber denen in den bayerischen Erzgruben
mit 6,72 Mark einen Lohnvorsprung hatten.
Kennzahlen Sulzbacher Gruben (Aufschreibung MH-Technik, Stand Mai 1946)
Geschäftsjahr Förderung (Braunerz) Beschäftigte durchschn.Stundenlohn
1904/05
213
1908/09
236
1913/14
356
1917/18
332
1920/21
358
1926/27
204.811 to 382
1927/28
294.689 to 504
1929/30 279.656 to (Fe:47,55 %) 458
1930
136.110 to 441
1931/32
205.401 to 386 0,689
Mark
1932/33 190.539 to 342 0,619
1936/37
344.451 to 574 0,734
1939/40
379.415 to 604 0,808
1940/41
392.292 to 619 0,825
1944/45
113.868 to 486 0,815
1950/51 267.433 to 619
1953/54
348.076 to
699
1958/59
603.759 to
1073 (Höchststand)
1963/64 429.759 to
1969 400.985 to
1974 177.352 to
1978 geschlossen
(durchschnittliche Analyse
des Fe-Gehaltes im Feuchten; 1939/40 wurde der Fe-Gehalt für Karolinenerz und
Frommerz mit 45,85 % notiert); Karolinenerz erreichte einen Spitzenwert
von 47 % Fe. Die Leistung je
Gedingeschicht schwankte von 3.74 bis 4.32 to; die Selbstkosten je Tonne
betrugen im Jahresdurchschnitt 3.44 Mark.
Beim Verbrauch sind zwei
Spitzenwerte erwähnenswert: 1936/37 wurden 8.926.220 Kubikmeter Grubenholz
verarbeitet und 1937/38 verbrauchte die Grube Sulzbach 34.430 kg Sprengstoff;
1944/45 waren es nur noch 6.093 kg Sprengstoff, was ursächlich mit der geringen
Förderung zusammenhängt, aber auch mit der kriegsbedingten Einsparung von
Sprengstoff.
Scheinbare Sorge des NS- Regimes um die Bergleute
Wie das NS-Regime einen in
der Grube „Fromm“ verunglückten Bergmann für propagandistische Zwecke nutzte, ist
im Amberger Tagblatt- Sulzbach-Rosenberger Beobachter, v. 08.10.1934 zu lesen:
Unser „DAF-Mitglied, Bergarbeiter Kugler verschüttet“. Es werden massive
Vorwürfe gegen den Betriebsführer erhoben, der es versäumt habe, sofort in die
Grube einzufahren und „nicht eher den Platz zu verlassen bis sein
Belegschaftsmitglied lebend oder tot geborgen ist.“
Dann wird mit Blick auf die
Unfallursache gefolgert, dass die
Arbeiter vielfach durch die niedrigen Akkordsätze und dauernden Kürzungen der
Gedinge die Sicherungsmaßnahmen nicht so einhalten wie es nach dem Berggesetz
vorgeschrieben ist. Der NS-Staat wird
hier gezwungen sein in den nächsten Jahren energisch durchzugreifen.
Leben deutscher Arbeiter kann man im
heutigen Staate der kapitalistischen Ausbeutung zuliebe nicht aufs Spiel setzen.
Die auf Erhaltung ihrer
Erzbasis bedachte Maxhütte mischte sich 1936 sogar in die Planung der
Reichsautobahn Chemnitz-Plauen-Naila ein, indem sie eine veränderte
Linienführung verlangte, um das Grubenfeld „Nikolaus“ nicht zu gefährden.
Bewertung der Ergiebigkeit von Gruben nach 1945
Die mit der Überprüfung des
Erzbergbaus vom Treuhänder und amerikanischer Seite beauftragte Kommission
löste mit dem vorgelegten Ergebnis kontrovers geführte Diskussionen aus.
In der Mangel- und Zuteilungswirtschaft
des Jahres 1947, dazu mit Vorgaben der US-Militärregierung, konnte eine
betriebswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung zu keinen brauchbaren
Ergebnissen führen. Die Freigabe von Geldmitteln unter Einschaltung des von den
Besatzungsoffizieren abhängigen Oberbergamtes verlief abenteuerlich. Dies geht
aus den Berichten des Flüchtlingskommissars und des Bürgermeister von Haidhof
hervor. In die Bewertung der sogen. „Weißkopf-Kommission“ waren einbezogen die
Erzgruben in Sulzbach und Auerbach sowie die Kohlengruben “Austria“ bei Haidhof
und “Mathiaszeche“ bei Schwandorf. Bereits im September 1945 wurde das der
Maxhütte gehörende Grubenfeld “Austria“ bei Haidhof und im Oktober 1945 das
Grubenfeld “Mathiaszeche“ bei Schwandorf in Aufschluß genommen, um den für
Bayern dringend notwendigen Rohstoff Kohle aus den beiden Feldern zu gewinnen;
von OMGUS wurde wie für andere
Gruben auch für bayerische
Kohlegruben ein monatliches Fördersoll festgelegt.
Der für den Bergbau als
verantwortlich eingesetzte Ing.Schmelzer
wirft den Gutachtern mit einer gewissen Glaubwürdigkeit bergbautechnisches
Versagen vor, weil zukunftgerichtete Investitionen unterlassen würden und dafür
immer die Genehmigungspflicht der finanziellen Mittel als Grund vorgeschoben
wurde. Das im Bericht der Kommission angeführte Argument, die Selbstkosten der
Förderung der Erzgrube Sulzbach seien durch eine nicht genehmigte Lohnerhöhung
gestiegen, widerlegt Schmelzer mit einer Schilderung der Lebens- und
Arbeitssituation der ersten Nachkriegsjahre. Einige wichtige Punkte aus dieser
Darstellung sollen im folgendem original wiedergegeben werden:
„Beim Einmarsch der Amerikaner ersoffen die Sulzbacher
Gruben. Nachdem wieder Strom
vorhanden war, wurde das Wasser ausgepumpt und bis
Ostern 1946 die Sulzbacher Grube
soweit vorgerichtet, überholt und unterhalten, um auf
Anordnung der Hütte ab Ostern 1946
Erz fördern zu können. Infolge schlechter
Ernährungslage und des erhöhten Lebensindexes wurde das Gedingesystem der
Bergarbeiter in Sulzbach vom unterzeichneten Bergbauleiter im Einvernehmen mit
dem laut Kontrollratsbeschluß anerkannten Betriebsrat neu festgelegt, nachdem
sich dieses bis heute bewährte Gedingesystem etwa 3 Monate eingespielt hatte,
wurde die provisorische Lohnregulierung zwischen Betriebsrat und
Betriebsleitung durchgeführt. Bei Wiederingangsetzung der Förderung war der
Tariflohn pro Schicht des Hauers 5,20 RM (Reichsmark).Eine Gewerkschaft war
noch nicht vorhanden, es fehlte daher der kompetente Vertragspartner.
Die Geschichte
der Tarifentwicklung sah etwa so aus:
1924 waren die Hauerschichtlöhne mit 5,20 RM tariflich
festgelegt. Im Oktober 1924 betrug der Hauerschichtlohn nur noch 4,80 RM, dann
wurden die Tariflöhne auf 6,30 RM in 1927
festgelegt. Mit 6,70 RM war der Schichtlohn für den
Hauer vor der Brünnigschen Notverordnung
ausgewiesen.Die Notverordnung brachte einen 20 % igen Gehälter- und
Lohnabbau, sodaß der Hauerschichtlohn bis 1932 5,40 RM betrug. Im
September 1932 musste der Betrieb gesperrt werden, da die Löhne und alle
Unkosten nicht mehr tragbar waren.
1933 wurde der Betrieb wieder aufgemacht, mit einem
selbst vereinbarten Werkstarif (gelber Tarif)
bei 4,80 RM Hauerschichtlohn. Ab 1938 wurde die
Arbeitszeit um ¾ Stunden auf 8 ¾ Std.
erhöht und somit auch der Schichtlohn auf 5,20 RM.
Hierzu sollte eine Leistungsprämie mit 30 % kommen; sie wurde jedoch nicht
ausgezahlt, dafür aber der Lohn des Bergarbeiters pro Schicht um 0,27 RM
erhöht. Da nun 1946 die alten Tarife zusammengebrochen waren, konnte die
Förderung nur durch eine Lohnregulierung in Gang gesetzt werden. … Nach der
Lohnregulierung ist tatsächlich auch die Leistung entsprechend angestiegen und
erreichte ca. 90 % der Friedensleistung.Der tiefere Sinn überhaupt war, dem
ungelernten, unter dem Existenzminimum verdienenden Erzbergarbeiter ein knapp
über dem Lebensminimum liegendes Einkommen zu garantieren, da er Schwer- und
Schwerstarbeiter zumindest so viel erhalten muss, um den Lebensunterhalt mit
seiner Familie bestreiten zu können. Erst in der 101. Zuteilungsperiode
wurde der Erzbergbau der US-Zone kalorienmäßig dem übrigen Bergbau (Kohle)
angeglichen…..Wenn angenommen bei gleichem jetzigen Belegschaftsstand statt 12.000 t 16.000 t monatlich von den Sulzbacher Gruben
gefördert würden, wäre unter Berücksichtigung der schon bestehenden Verteuerung
der Materialien der Selbstkostenpreis des Erzes nicht mehr 9,60 RM, sondern
etwa 7,50 RM, also ein Verminderung
um 22 %.“
Mit all diesen Feststellungen
wollte Schmelzer auf den ursächlichen Zusammenhang von
Lohn- und Arbeitsbedingungen
und Leistungssteigerung hinweisen. Mit einigen anderen Wertungen äußert
Schmelzer auch seinen Ummut über die im Bergbau der MH zu diesem Zeitpunkt
handelnden Personen. Manche geschilderten Vorgänge lassen den Schluß zu, dass
zwischen dem MH-Treuhänder, Enzmann und dem Oberbergamt, Oberbergamtsdirektor
Nagelmann eine rücksichtsvolle Klüngel-Wirtschaft bestand, dazu passte auch
Bergbaudirektor Dr.Gillitzer (ehemals Wehrwirtschaftführer).
In der Sitzung des Beirates
der MH am 24.Februar 1950 widmete sich dieser ausführlich dem Bergbau in der
Region Sulzbach und Auerbach. Bergwerksdirektor Dr.Gillitzer bezeichnete die
Eisenerzgrube Sulzbach als die Hauptgrube, die z. Zt. das Erz an die Hütte
Rosenberg liefert. Die Grube erfasse drei Erzvorkommen: Grube Karoline, den
Erzstock von Etzmannsberg und die Grube Fromm; letztere habe auch das beste
Erz.
Nach den Untersuchungen
wurden im Anschluss an die Grube „Fromm“ Erzvorkommen unter der Ortschaft
Großenfalz festgestellt und es könne auch an eine Verlegung des Ortes
Großenfalz gedacht werden, bei einem geschätzten Aufwand von DM 1,0 Mio. Die
Erzvorkommen “St. Anna“,“St. Georg“ und“ Eichelberg“ seien gute Eisenerze,
jedoch mit erhöhtem Kieselsäuregehalt, weshalb für die Verhüttung eine entsprechende
Aufbereitung notwendig sei. Bergwerksdirektor Winkler berichtete sodann über
die Bohrungen im Bernreuther/ Auerbacher Revier. Das derzeitige Verhältnis bei
der Förderung in Auerbach sei ein Drittel Braunerz und zwei Drittel Weißerz.
Mit Blick auf die
Schachtanlage Annaberg meinte Winkler, dass die Erzvorräte im Grubenfeld der
Sulzbacher Grube größer sind als bisher angenommen. Karoline könne noch einige
Jahre fördern, weshalb die Erstellung des Annabergschachtes nicht mehr so
vordringlich sei. Überdies könnte zwischen den beiden Erzlagern eine Verbindung
hergestellt werden. Bis 1960 solle der Annaschacht als selbständige Anlage mit
Seilbahnanschluss fertig sein. Winkler legte dann Zahlen über die seit 1945
erbohrten und geförderten Erze vor:
Erbohrte Erze Auerbach /Bernreuth: 2.270.000 to
Erbohrte Erze Sulzbach: 4.735.000 to, Auerbach und
Sulzbach haben nach 1945 bis Ende 1950
gefördert 1.221.018 to.
Entgegen Winkler`s
Pessimismus wurde die Fertigstellung des Grubenbetriebs am St. Anna-Schacht schneller
realisiert und die untertage- und übertage- Anlagen mit einer
leistungsfähigen Technik ausgestattet.
Diese Schachtanlage übernahm nun eine Art Sammelfunktion. Sie sollte fortan die
Erze des St. Anna -Erzkörpers, des Feldes St. Georg, Großenfalz und auch der
Eichelberger Lagerstätte fördern.
Für den Abbau des Erzkörpers
Großenfalz wurde untertage eine Förderstrecke aufgefahren und damit der
Transport des Erzes von den kleineren Schachtförderanlagen per Luftseilbahn zur
Hütte Rosenberg vermieden. (sh. auch MH-Mitteilungen Nr.2/ 1962) Ein langer
Streckenvortrieb war notwendig, um Großenfalz mit St.Anna zu verbinden. Der
Durchschlag fand am 19.Mai 1962 statt.
Mit den Erzvorkommen weltweit
und der Rohstoffpolitik auch unter Einbeziehung der Devisenbewirtschaftung und
den Vorgaben der Besatzungsmächte
befasste sich Professor Wagner. 1949 seien in Westdeutschland 9 Mio to Erz mit
einem durchschnittlichen Eisengehalt von 26 % gefördert worden. Bei der
Neuordnung im Bergbau stünden nach überwiegender Meinung eine vertikale
Gliederung in der Form einer Verbindung von Kohle, Erz und Hütte zur Debatte.
Wagner meinte abschließend,
es gäbe keine bessere Kapitalanlage als die, die Erzbasis pfleglich zu
behandeln und dazu gehöre die Errichtung einer neuen Schachtanlage.
Im April 1974 gab die Unternehmensleitung der Maxhütte ihre Absicht
bekannt, die Übertageanlage des Anna-Schachtes den Kommunen zur Einrichtung
einer Altentagesstätte zu überlassen. Gleichzeitig sollte die Errichtung eines
überbetrieblichen Ausbildungszentrums geprüft werden.
Am 31.07.1974 versammelten
sich die Bergleute der Sulzbacher Grube in der Schachthalle des St. Anna
-Schachtes. Es ist die letzte Schicht; die Erzvorräte dieses einst so
leistungsfähigen Bergwerks am Sulzbacher Hausberg sind erschöpft. Zum Zeichen
der Erinnerung wird ein Förderwagen „ Der Letzte von St. Anna“ nach Schließung
der Grube in der ehemaligen Schachthalle platziert und blieb bis zur Aufgabe
des Berufsbildungszentrums dort als Blickfang für Besucher. Von all dem ist
durch die Baulanderschließung des Anna-Schacht-Areals nichts mehr übrig
geblieben, nur der Förderturm erinnert noch an den Bergbau.
Der Erinnerung an den Bergbau dient auch der auf dem Gelände
der ehemaligen Villa Flick gelegene Schaustollen“Max“, hervorgegangen aus dem
1940/41 eingerichteten Luftschutzstollen, der auf Anweisung Flick`s 1959 zu
einem orginalen Bergbaustollen umgewandelt wurde. Um seine Erhaltung,
Demonstrationsmittel sowie Besucherführungen kümmern sich engagierte Mitglieder
des Bergknappenvereins Sulzbach-Rosenberg.
© Manfred Leiss