Die Anfänge des Eisenerzbergbaus in der Region Auerbach/Oberpfalz - KulturAS - Ihre Gemeinschaft für Kultur und Reisen

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Klenzeschacht
Ehemaliger Maxhütten-Arbeitsdirektor Manfred Leiss
"Bergbau, Maxhütte, Sozialgeschichte"
Die Anfänge des Eisenerzbergbaus in der Region Auerbach/Oberpfalz

Über  die Urzellen des Bergbaus bietet die von Hugo Erler aus Auerbach im  März 1953 verfasste Abhandlung, verbunden mit Auszügen aus der  Auerbacher Stadtchronik, interessante Aufschlüsse. Erste Spuren finden  sich am Südhang des Gottvaterbergs, unweit der späteren Grube “Minister  Falk“. Am sogen. Erzberg, zu beiden Seiten der Dornbacherstraße, steht  die Wiege der alten Grube Leonie, in früher Zeit “Eliesenzeche“ genannt.  In Auerbach wird um das Jahr 900 der erste Eisenhammer urkundlich  erwähnt. „Die Holzhauer, Köhler, Bergarbeiter und Schmiedeleute zu  Auerbach erhielten, als 1144 der Ort zum Markt erhoben wurde, den  Ehrentitel Bürger“.
 
Der  Bergbau und die Hüttenwerke sowie der gesamte Erzhandel befanden sich  vom 14. bis zum 17.Jahrhundert fest in der Hand der Nürnberger  Kapitalisten und Kaufleute. Dass über die von Kaiser Karl IV. verfügte  Zollfreiheit zwischen Auerbach und Nürnberg Eisen genannt wurde, hatte  Sogwirkung in die Region. Um 1700 wurde in der Nähe von Schleichershof  und am Peilensteiner Mühlweg Erz gewonnen.

Von  1800 bis 1860 beschränkte sich der Auerbacher Bergbau auf die  Ausbeutung der Erzlager beim Schleichershof und an der Dornbacherstraße  durch Privatpersonen und einheimische Gewerkschaften. Abnehmer des Erzes  waren die Hammerwerke der Region. Der Kurs der Kuxen brach immer mehr  ein, wahrscheinlich als Folge des Preisbewegung des Erzes. 1 Seidl Erz =  4-6 Ztr.kostete je nach Qualität ex Grube 1 fl 15 Kr., wurde jedoch  durch die Transportkosten stark verteuert. Der Augsburger Kerstorfer und  der Belgier Goffard erweckten die vom Untergang bedrohten  Auerbacher  Bergwerke wieder zu neuem Leben. Nach intensiven Bohrungen entstand  1856 die “Eliesenzeche“, die 5 Jahre betrieben wurde. Als die  projektierte Bahnlinie Amberg-Bayreuth nicht realisiert wurde, standen  die Bergwerke 10 Jahre still und begannen erst wieder zu fördern, als  das Bahnprojekt Nürnberg-Bayreuth verkündet wurde.

Die  Erzvorkommen wurden das ganze 18.Jahrhundert hindurch bis 1860  ausgebeutet. Der Abbau geschah in oberflächlichen Teilen der Erzkörper.  Um diese Zeit begann die Maxhütte mit Untersuchungsbohrungen. 1878  erwarb die Maxhütte von der Firma Klett & Cie., Nürnberg, die damals  schon laufende „alte Grube Leonie“ und beschäftigte dort zeitweise 70  Bergleute. Bis zu ihrer Stillegung am 30.08.1921 waren nach und nach 3  Förderschächte in Betrieb. Die Förderung betrug in den besten Jahren 120  bis 150 Wagen pro Schicht, 90 bis 120 Tonnen entsprechend.
 
Am  10.Januar 1879 hat die Maxhütte die Zeche Leonie übernommen; die  Übergabe / Übernahme der Grube, erfolgte mit protokollarischer  Feststellung der vorhandenen Geräte und Werkzeuge. Das Protokoll  vermerkt: „ Nach Übernahme der oben  verzeichneten Gegenstände wurde eine Befahrung der Grube vorgenommen,  wobei die Vertreter der Maxhütte die Überzeugung gewonnen haben, dass  der Grubenplan bis in`s Detail nachgetragen war.Hern Steiger Frank wurde  Anweisung erteilt die Grube ganz still zu setzen, zuvor jedoch die  Sicherung des Schachtes u. der Anschlagorte vorzunehmen, sowie auch  diejenigen Strecken, welche bei Aufgang der Wasser eine Verschlämmung  der ganzen Grube befürchten lassen, durch Einbau von Spunddämmen abzusperren…“
 
Im  Protokoll findet sich auch der Hinweis, dass die unter der  Dornbacherstraße gelegenen Baue der Art abzusichern sind, dass einer  Beschädigung der Straße vorgebeugt wird. An dem Gespräch nahmen teil:  seitens Klett & Cie Bergwerksdirektor Ziervogel, aus Vilseck und der  Steiger Frank, aus Auerbach; seitens der Maxhütte Oberingenieur  Werlisch, aus Rosenberg; Bergverwalter Wellmeier, aus Sulzbach und  Ingenieur Klein, aus Rosenberg. Das mit erstaunlicher Akribie verfasste  Übergabeprotokoll wurde  auf der “Zeche Leonie“ am 10. Januar 1879 unterzeichnet und von beiden Seiten die Genehmigung der Auftraggeber vorbehalten.

Bergbaugeschehen und Zechenbücher

In  den Zechenbüchern wurden wichtige bergbautechnische Vorgänge,  Befahrensberichte, Mitteilungen an die Berginspektion über den  Bergbaubetrieb ebenso festgehalten wie die Führung des Bergbaubetriebs  und die Sicherheit der Grube und deren Belegschaft betreffende  Angelegenheiten, eben eine alte Arbeitsordnung und damit von rechtlicher  Bedeutung.
 
Im Vorspann eines alten Zechenbuches der Grube Leonie, Auerbach wird die rechtliche Verpflichtung genannt: „Über  den Zweck und die Führung des Zechenbuches Siehe Artikel 201 und 208  Ziff. 12 des Berggesetzes vom 20.März 1869 sowie §§ 69 -73 der  Dienstesinstruktion für die Kgl. Markscheider vom 18.August 1869.“
 
In der ersten Eintragung des Zechenbuches vom September 1874 ist die im Auftrag des  Kgl. Bezirksbergamtes Regensburg durchgeführte markscheiderische Vermessung der Eisensteinzeche Leonie protokolliert:
 
„Die  Eisensteinzeche bei Auerbach wurde von dem Unterzeichneten im Auftrage  des K. Bezirksbergamtes Regensburg in der Zeit vom 28.August bis  6.Septbr.1874 theils mit dem Theodolithen, teils mit dem Compaß  markscheiderisch aufgenommen. Mit Hilfe von trigonometrischen  Coordinaten eines Kainsteines in der Nähe der Grube und derjenigen des  Kirchthurms von Auerbach wurde eine Parallele zu dem Merian von München  ausgesteckt und an dieser Linie die dreimalige Abweichung der  Magnetnadel mit 13,1 Grad u. W. beobachtet.
 
Bei  der Vermessung wurden noch mehrere Fixpunkte f. Eisenpunkte geschlagen,  mit römischen Nummern versehen und dieselben unter Hinweis auf § 52 der  oberberg-polizeilichen Vorschriften vom 10.August 1869 dem  Betriebsleiter des Bergwerkes, Steiger Frank, ausdrücklich als zur  Verwahrung geeignet bezeichnet.“ Es folgt eine Aufzählung der Fixpunkte.
 
Auerbach, d.6.September 1874, gez. Johann Frank    
 
Die weiteren Vermessungen im Lauf der Jahre zeigen Beispielhaft die folgenden Eintragungen:
„Zum  Behufe der Nachtragung des Grubenbilds wurde von dem Unterzeichneten  die Eisensteingrube Leonie vom25.August bis 2.September 1886 vermessen.
Zechenhaus der Eisensteingrube Leonie
2.September 1886  gez. Reißl k.Bergamtsassessor und Markscheider“
In der Zeit vom24.November  1890  bis 27.November 1890 wurde die Eisensteingrube Leonie von dem  Unterzeichneten zum Behufe der Nachtragung des Grubenbildes vermessen.
 
Auerbach, den 28.November 1890
gez.Ludwig Becker kgl.Markscheider“
 
„Heute  ist i.A.des k.Bergamts Bayreuth die diesjährige Nachtragsvermessung auf  der Eisensteingrube Leonie ausgeführt ausgeführt zu haben,bestätigt.
Leonie,den 19.Mai 1898  gez.Feuchter,k.Markscheider“
 
Die  schnörkellose und präzise Fortschreibung im Zechenbuch über die  Vorgänge in der Grube zeugt von großer Verantwortung für die zu  erfüllende Aufgabe und die Sicherheit der Menschen in der Grube. Einige  markante Einträge sind besonders zu erwähnen, wie die vom Bergamt  Bayreuth im September 1898 erteilte Genehmigung zur Lagerung von 500  Kilogramm Dynamit in der Eisensteingrube Leonie bei Auerbach:
 
„Auf  Grund des § 33 Abs. 4 der Bekanntmachung des k.Staatsministeriums des  Innern vom 15.Februar 1894 den Verkehr mit Sprengstoffen betreffend,  erhält die Eisenwerk=Gesellschaft Maximilianshütte hiermit die  bergpolizeiliche Genehmigung, Mengen bis zu 500 Kilogramm Dynamit in dem  nach beiliegender Zeichnung eingerichteten Magazin in der Eisenerzgrube  Leonie bei Auerbach unter Beachtung der ebenfalls beigefügten  bergpolizeilichen Vorschriften über den Verkehr mit Dynamit fortgesetzt  zu lagern. Abschrift dieser Genehmigung ist in das Zechenbuch  einzutragen.
 
Bayreuth, den27.September 1898. Kgl.Bezirksbergamt, gez. Spary,kgl.Bergamtmann.“
 
Ein  Rundschreiben (Jan. 1903 ?)die Verletzungen betreffend zeugt von der  konsequenten Anwendung der dafür geltenden Gesetzesvorschriften:
 
„An  die Betriebsführer sämtl. Bergwerke im Inspektionsbezirk u. der  Tonerdengräberei der Stadt Klingenberg Anzeige schwerer Verletzungen
 
Zufolge  Entschließung des Oberbergamtes Nr 245 mache ich behufs Beachtung  vorkommendenfalls darauf aufmerksam,dass durch die Einreichung der  Unfallanzeige nach § 63 Gew.Unf.Vers.Ges. die nach Art. 237 Berges.und §  137 Oberbergpol. Vorschr. vorgeschriebenen sofortiger Anzeige schwerer  Verletzungen nicht entbehrlich geworden ist, dass diese vielmehr  unabhängig von der ersteren ohne allen Aufschub, jedenfalls vor Ablauf  des Unfalltages zu erfolgen hat.Ich füge noch hinzu, dass bei schweren  Verletzungen nach wie vor  auch die durch Art.237 Bergges.vorgeschriebene Anzeige bei der Ortspolizeibehörde zu erstatten ist und dass nach
 
§  137 Abs. 4 Oberbergpol. Vorschrift der Berginspektion unanhängig von  der ersten Unfallanzeige ohne Aufschub bekannt zu geben ist, wenn sich  eine für leicht angesehene Verletzung später als schwerer erweist.
gez. Feuchter“   
 
Das Zechenbuch weist alle 28 Paragraphen der bergbaupolizeilichen Vorschriften dazu aus.
 
Dass man den Umgang mit Dynamit besonders Ernst genommen hat, ist aus den Schlussbestimmungen erkennbar:
 
„  Abschrift dieser bergbaupolizeilichen Vorschriften ist in das  Zechenbuch einzutragen und von jedem Aufsichtsbeamten zu unterschreiben.  Die Bekanntmachung an die die Belegschaft hat durch vierteljährliches  Vorlesen und durch ständigen Aushang einer Abschrift der §§ 6 Abs.3,9  mit 18,20, 25 und 27 nebst einem die §§ 8 und 9 des Reichsgesetzes gegen  den verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen  v. 9.Juni 1884 (Reichsgesetzesblatt) enthaltenen Anhang in Anschlagsform  in der Kaue zu erfolgen.
 
Bayreuth,den 27.September 1898, Kgl.Bezirksbergamt, gez.Spary.“
 
Zwei wichtige Eintragungen:
 
„Heute wurde der Schacht in Angriff genommen.
Grube Leonie den 17.August 1900“
„Die  Arbeitsordnung sowie Auszug aus den oberbergpolizeilichen Vorschriften  wurde heute der Knappschaft ausgehändigt und durch Vorlesen bekannt  gegeben.
 
Leonie, den 2. Januar 1901
Die Grubenverwaltung gez. Schäfer“

Das Arbeitszeitregime

Ein wichtiger Vorgang war auch die Genehmigung von Sonntagsarbeit gemäß Gewerbeordnung  §105, Abs.III , mit der Wiedergabe der einschlägigen Bestimmungen des Bergamtes vom Januar 1902: „Wenn  Arbeiter an Sonntagen länger als 3 Stunden beschäftigt und hierdurch am  Besuch des Gottesdienstes gehindert werden, so müssen die in § 105 c  Abs. III bezeichneten Ruhezeiten am zweiten und dritten Sonntag gewährt  werden. Die Wahl, ob Sonntagsruhe am zweiten oder dritten Sonntag zu  gewähren ist, steht der Grubenverwaltung frei.Für die Beschäftigung an  den nicht auf einen Sonntag fallenden Festtagen braucht ein Ausgleich  durch Freilassung von den Arbeiten am zweiten od. dritten Sonntage nicht  gewährt werden. Auf besonderen Antrag kann von der kgl. Berginspektion  eine allwöchentlich zu gewährende, 24 stündige Wochentagsruhe anstatt  der Ruhe am 2. und 3. Sonntag nur unter der Voraussetzung gewährt  werden, dass die Arbeiter am Besuche des Gottesdienstes nicht gehindert  werden.
 
Bestimmend für diese Anordnung war der Umstand, dass die genehmigten Sonntagsarbeiten Schachtarbeiten im wasserreichen Gebirge  und evtl. Aufwältigung von Schlammdurchbrüchen nach  §105 RGO bereits unter gegebenen Einschränkungen und Bedingungen bereits erlaubt sind.
 
Wegen des Abteufens eines Hilfsschachtes wurde die Genehmigung für Sonntagsarbeit vom 01.Januar bis 28.Februar 1903 verlängert:
 
Auf  Antrag der Eisenwerkgesellschaft Maximilianshütte vom 2.ds.Mts. und  nach Vernehmung des bevollmächtigten Vertreters dieser Gesellschaft,  Herrn Ingenieur Klein Sulzbach vom 24.ds.Mts. wird die unterm 22. August  ds.Js. gemäß § 105 f.Reichsgewerbeordnung zur Sonntagsarbeit beim  Abteufen des Hilfsschates zum neuen Hauptschacht der Eisenerzgrube  Leonie bei Auerbach unter den daselbst näher angegebenen Bedingungen und  unter dem ausdrücklichen Vorbehalte des jederzeitigen Widerrufs für die  Zeit vom 1. Januar mit 28. Februar verlängert.
 
Bayreuth den 27.Dezember 1902 Kgl.Berginspektion, gez. Feuchter
 
Etwa  zur gleichen Zeit nahm die kgl. Berginspektion einen Arbeitsunfall beim  Eisensteinbergbau Etzmannsberg zum Anlass, das Aufsichtspersonal an  seine Pflichten zu erinnern und wies im Falle der Nichtbefolgung auf die  Ungehorsamsstrafe von bis zu 15 Mark hin.
 
Nennenswert auch ein Betriebsplan:
Betriebsplan für die Grube Leonie bei Auerbach pro 1904
SCHACHT I
 
„Der Abbau soll auf der 38 ½  und 44 ½ Mtr.Sohle in bisheriger Weise weitergeführt werden.
 
Der  in Folge der verspäteten Einstellung der Drahtseilbahn, der Dampfkessel  Nr.1588 nicht zur Transferierung nach Schacht kommen u.dadurch der  Betrieb in der 54 Mtr. Sohle noch nicht aufgenommen werden konnte,  sollen diese Arbeiten im kommenden Jahre vorgenommen werden.  
 
Der am 15.Mai 1903 eingestellte Schacht II soll wieder aufgenommen werden und zwar sollen eine neue 300 hp Dampfmaschine mit Dynamo sowie 2 elektrisch angetriebene Hochdruckzentralpumpen von  je 3 cbm Minutenleistung auf 800 m Förderhöhe eingebaut werden, um den  Sand-und Wasserzufluß zu bewältigen. Die eigentlichen Abteufarbeiten  sollen voraussichtlich am 15.April beginnen.
 
Rosenberg, den 22.Dezember 1903- ad. Kgl. Berginspektion Bayreuth“
 
Dem folgte eine Mitteilung an die Königl.Berginspektion Bayreuth:
 
„Aufstellung  eines verantwortlichen Betriebsleiters für die Wiederaufnahme der  Abteufarbeiten auf Grube Leonie II bei Auerbach in der Oberpfalz –mit 10  Beilagen.
 
Wie aus dem  mit unserer Eingabe vom 22. Dezember eingesandten Betriebsplan für  unsere Grube Leonie II bei Auerbach und dem Nachtrag hierzu vom  23.Februar laufenden Jahres hervorgeht, beabsichtigen wir, die  Abteufarbeiten dieses Schachtes wieder aufzunehmen.
 
Die  Abteufarbeiten des Schachtes wurden dem Bergwerksunternehmer W.Pottberg  in Essen a.Ruhr unter voller Verantwortung für die Ausführung  übertragen und von demselben Herr Otto Dieckerhoff  geboren  zu Schüren, Kreis Hoerde in Westfalen für die sämtlichen Abteufarbeiten  auf Grube Leonie II bestellt.Wir übersenden in der Anlage die von  denselben eingesandten Atteste und ersuchen höfl. Um bergbehördliche  Bestätigung desselben als Betriebsleiter.Die Atteste erbitten wir uns  gefl. zurück.
 
Das  Aufsichtspersonal für den elektr. Betrieb der Anlage werden wir später  noch namhaft machen, der wie Anlage noch nicht fertig gestellt ist.“
 
Bemerkenswert  auch eine der Knappschaft vorgelesene oberbergpolizeiliche Verordnung v.3.IV.05:
 
Betreff: „Verbot des sogenannten Holzens“.
 
Die  bei dem sogenannten Holzen d.i. Gewinnung, Sammlung und Förderung von  altem Grubenholz auf Grube Fromm am 6.Mai dies.Jahres vorgekommene  tötliche Verunglückung des Lehrhauers Johann Lösch hat dem Kgl.  Oberbergamt Veranlassung gegeben, mit Entschließung v.5.ds.Mts.
 
Nr.1320  dieses Holzen ganz zu verbieten, nachdem dasselbe nach der ordentlichen  Schicht ohne fachmännische Aufsicht vorgenommen wird.
 
Ich  bringe dieses Verbot hiermit dem Auftrage zur Kenntnis, diese Verfügung  behufs Bekanntgabe an den bezw. die Betriebsführer abschriftlich in die  betr. Zechenbücher einzutragen.
gez. Feuchter“.
 
Zeitweise kümmerte sich der Chef der Maxhütte (Fromm) persönlich um die Grube in Auerbach.
 
„Betriebsplan für die Grube Leonie Auerbach
 
Der Abbau soll die über der 38 Sohle noch anstehenden Erze bis zum Schluße des Betriebsjahres
 
1905  noch zur Gewinnung kommen, zuerst auf der 44 m Sohle stattfinden und  zwar sollen die Erze vorerst nur soweit gewonnen werden, als das  Bruchgebiet, dessen jetzige Lage aus der beigegebenen Planskizze  ersichtlich ist, gegen die Tagesanlagen hin dadurch nicht ausgedehnt  wird.Außerdem soll auf der 49 m Sohle von den Querschlägen Norden IV  u.Süden IV der Abbau vorgerichtet und in Angriff genommen werden.
 
Zu  diesem Zwecke sollen 2 ½ m über der 49m Sohle von den genannten  Querschlägen aus Abbaustrecken aufgefahren und von diesen aus der Abbau  betätigt werden. Auf der 49m Sohle soll das Lager, soweit dies noch  nicht geschehen, durch Parallelstrecken von den Querschlägen Norden IV  und Süden IV aus vollständig aufgeschlossen werden. Die Förderung soll  bei einer Belegschaft von ca. 80-90 Mann, einschließlich  Seilbahnarbeiter ca. 14000 hl betragen.
 
Rosenberg am 12.Dezember 1905 gez. Fromm“
 
Die letzte Eintragung des Zechenbuches ist datiert vom 02.01.1906: „Die Arbeitsordnung und die oberbergpolizeilichen Vorschriften wurden heute der Knappschaft vorgelesen“. Mit dem Zusatz:
 
„Die Befähigung des Johann Nußer zur Beaufsichtigung des Betriebes der Grube Leonie als Steiger wird hiermit anerkannt.“

Breite Erzbasis für die Maxhütte

Insgesamt  gingen 23 Gruben für 150 000 Mark an die Maxhütte. Über die  Namensgebung „Leonie“ liegen widersprechende Erklärungen vor. Der zu den  Gründern der Maxhütte gehörende Olivier August Goffard  ehelichte  in 1860 die Belgierin Maria Josephine Leonie Bourdouxhe. Es gilt als  sehr wahrscheinlich, dass die Eisenerzmutung “Leonie“ ihre Bezeichnung  nach damaligem Brauch dem Vornamen der vorgenannten Dame entliehen hat.
 
1883 nahm der Schacht Leonie seine regelmäßige Förderung auf  und  wurde erst 1921 stillgelegt. Wegen schlechter Erlöse für die  Fertigprodukte der Maxhütte erwies sich die Förderung der Auerbacher  Gruben als unrentabel und diese stellten deshalb im September 1886 den  Betrieb ein, aber schon im Sommer 1887 wurde wieder gefördert.
 
1902 war  mit dem Abteufen des Schachtes „Minister Falk“ an der Südseite des Gottvaterbergs begonnen und die Grube im Frühjahr eröffnet worden. Der Name ist  dem Grubenfeld bei Verleihung an den früheren Besitzer von Cramer - Klett, Begründer der MAN Nürnberg, 1875 gegeben worden.
 
Der  Genannte war ein Anhänger des preußischen Kultusministers Falk und  seines Kulturkampfes. Um das Erz nicht mehr mit Pferdefuhrwerken zur  Maxhütte nach Rosenberg transportieren zu müssen, wurde im Herbst 1883  eine 9,5 Kilometer lange Drahtseilbahn-, als längste Drahtseilbahn  Deutschlands gefeiert-, von Auerbach nach Ranna in Betrieb genommen; von  dort gelangte das Erz per Bahn via Hersbruck zur Hütte in Rosenberg,  wobei die Bereitstellung von Eisenbahnwaggons recht und schlecht  funktionierte.
 
Das nach  Rosenberg gelieferte Erz hatte einen hohen Phosphorgehalt, was die  Verwendbarkeit des erschmolzenen Roheisens einschränkte. Dank guter  Beziehungen der MH zur Eisenbahnverwaltung gelang es später, eine  Bahnlinie Ranna- Auerbach durchzusetzen, die ab 1902 gebaut und im Jahre  1903 eröffnet wurde.
 
Offenbar  hatte sich die Gemeinde Auerbach auch um die Bahn bemüht und einen  erheblichen Batzen Geld für Grunderwerb aufgewendet, während die  Maxhütte kaum mehr als einen Anerkennungsbeitrag leistete. Damit war die  Drahtseilbahn überflüssig.
 
Das Auerbacher Erz wurde bis 1970 über den Schienenweg  (68  km ) nach Rosenberg transportiert. Dann übernahmen schwere LKW`s –  zuletzt 28 to -Fahrzeuge- diese Aufgabe. Am 23.05.1982 verlor Auerbach  seinen Bahnanschluss und Bahnhof. Eine Gedenktafel am Bahngebäude  erinnert: „Bahnhof Auerbach  i.d.OPF, 420 ü.d.m-Sackbahnhof, 1902 erbaut für den Erztransport nach  Sulzbach-Rosenberg. 23.05.1982 letzte Bahnfahrt: Wallfahrt nach  Altötting durch Pfarrer Johannes Ritter.“
 
Im  Januar 1901 ließ die Aktiengesellschaft Königin Marienhütte in  Kainsdorf (Thüringen) eine Sicherungshypothek zu 1.450.000,-Mark  zulasten der Eisensteinzeche Barbara II mit 18,2 ha und Altenberg II mit  32,32 ha in das Grundbuch beim Amtsgericht Auerbach eintragen; diese  Belastung wurde dann 1906 wieder gelöscht. Offensichtlich konnte sich  dieses Unternehmen gegen die aggressive Einkaufspolitik der Maxhütte zur  Erlangung von Erzrevieren nicht behaupten.  
 
Die Maffei-Schächte

Die  wenig befriedigende Formation der Geologie im Grubenfeld „Minister  Falk“ führten nach entsprechenden Untersuchungsbohrungen zur Planung der  Doppelschachtanlage Maffei I und
 
Maffei II.  Mit dem Abteufen der Schächte wurde 1904 begonnen und bis 1906  weitergeführt; die Seilbahn über den Gottvaterberg nahm im Juni 1906 den  Betrieb auf. Der normale Förderbetrieb auf den beiden Maffeischächten  setzte am 01.Januar 1907 ein.
 
In  dem sich über die Ortschaften Welluck, Nitzelbuch bis Bernreuth  ausdehnenden Erzlager ermittelte die Maxhütte Vorräte von rd. 19 Mio  Tonnen und mit diesen Vorräten könnten die drei Rosenberger   Hochöfen  mindestens 250 Jahre versorgt werden, so wurde prognostiziert. Die  entdeckten Erzlager wurden euphorisch gefeiert und ließen auch die  Aktien der Maxhütte steigen.
 
Um  diese Zeit wurde auf Teufel komm raus geschürft und gebohrt. Besonders  die größeren Bergwerksgesellschaften wie die Deutsch-luxemburgische  Gesellschaft Differdingen, die sächsische Gewerkschaft Marienhütte, die  Gewerkschaft Wittelsbach Hollfeld und die Gewerkschaft Bavaria Pegnitz  versuchten sich Mutungen zu verschaffen, neben einigen Privatleuten.
 
Einige fast klassenkämpferisch klingende Ansichten kann man in der Köstler`schen Chronik der Stadt Auerbach nachlesen: „Die  Maxhütte räumte aber durch geschickte Aufkäufe alle lästigen  Konkurrenten aus dem Weg, indem sie deren Grubenfelder, soweit sie  ergiebig waren, aufkaufte.
 
Als  das Fell des Bären verteilt und alle guten Erzfundstätten in festen  Händen waren, kam noch ein naiver alter Trottel, der Vater Staat daher  und wollte von der Bärenhaut auch einen guten Anteil….
 
Der  gutmütige hinkende Alte kaufte nun die noch vorhandenen geringeren  Grubenfelder um teures Geld und begnügte sich mit den schlechtesten  Fetzen des Bärenfells. Vor wie nach blieb er der treueste Kunde der  Maxhütte und stellte sich nicht auf eigene Füße.In Rosenberg lässt er  seine Schienen anfertigen und von Herrn von Maffei bezieht er seine  Lokomotiven. In den eigenen Werken fabriziert er aber Rohprodukte und  unrentable Artikel. Diese unbegreifliche Begünstigung der Maxhütte durch  den Staat erklären boshafte Menschen mit der Tatsache, dass sich ein  großer Teil des Aktienkapitals in den Händen königlicher Prinzen und  einflussreicher Reichsräte befindet.“
 
Und der Chronist wirft dann der Stadt Auerbach vor: „Billiger und unriskanter  wäre  die Stadt zur Geltung gekommen, wenn sie selbst rechtzeitig gute  Grubenfelder gemutet und gegen Aktien an die Maxhütte abgetreten  hätte…Leider müssen wir jetzt zusehen, wie lange fremde Menschen die  reichen Bodenschätze unserer Heimat plündern, mit ihren Gruben, Hütten-  und Halden und Drahtseilbahnen die Landschaft verschandeln, mit ihren  Schwefel- und Rauchwolken die Luft verpesten, die Stadt mit vielen  Krüppeln, armen Witwen und Waisen beschweren,  die Straßen und Wege verderben, die Felder und Wälder durch ihre karg  bezahlten Arbeiter ausrauben und der Stadt große Armen- und Schullasten  aufbürden.“
 
Wann Köstler bei seiner Geschichtsschreibung dieses Urteil fällte, ist nicht nachvollziehbar; 1923 starb er.

Die Grube Maffei im Auf und Ab

Im Juli 1910  vernichtete ein Brand die Tagesanlagen von Maffei.
Von  1910 bis 1922 ereigneten sich immer wieder schwer zu beherrschende  Wassereinbrüche. Der Wassereinbruch im September 1922 auf Maffei hätte  die Grube fast ersäuft.
1914 arbeiteten 569 Bergleute auf Maffei, 1926 waren es noch 359 und 1927 noch 337.
 
Im Sulzbacher Bergbau wurden 1914  356  Bergleute gezählt, deren Zahl auf 404 in 1926 anstieg. In 1925 wurde  die Schachtanlage elektrifiziert und mit einem Dieselnotstromaggregat  ausgestattet; im August 1927 ersoff die Grube Maffei für 5 Wochen; dies  führte zu drastischer Betriebseinschränkung und Freisetzung von  Bergleuten.
 
Betriebseinschränkungen  wurden am 15.Jan.1929 und am 30.August 1930 angeordnet. Am 26. Februar  1931 wurde der Betrieb in Auerbach stillgelegt; über 300 Bergleute  verloren ihren Job; die meisten waren offensichtlich bis Januar 1933  arbeitslos.
 
Mit der  Vertiefung des Schachtes auf Maffei II wurde eine Reihe von  Verbesserungen für die Abbausicherheit vollzogen. Die höchste  Jahresförderung der Maffei-Schächte wurde im Geschäftsjahr 1938/1939 mit  297 202 Tonnen erreicht.

Das Auerbacher Erz  bestand aus mineralogisch verschiedenen Erzsorten, nämlich  Braueisenstein (Limonit) mit einem Fe-Gehalt von 45-47 % im Feuchten und  aus Spateisenstein  (sogen. Weißerz) mit einem Fe-Gehalt von 33-34 %. Das nach Rosenberg  gelieferte  Erz wurde ohne Aufbereitung verhüttet. Das Weißerz führte öfter zu  unangenehmen Störungen des Hochofenbetriebs wie Hängen der Gicht und  Rohgang. Während das Braunerz eines Zuschlags von 26 % Kalkstein  bedurfte, ergab sich eine entsprechende Erhöhung des Koksverbrauchs.  Beim Weißerz war ein Zuschlag von bis zu 40 % nötig und damit noch ein  deutlich höherer Koksverbrauch.   
 
Durch  Kriegseinwirkungen bedingt, stand für die Grubensicherheit im April  1945 nur noch eine Notbelegschaft von 45 Mann zur Verfügung und vom  21.April bis 01.05. rettete das Notstromaggregat die Schachtanlage  Maffei vor dem Ersaufen.
 
Wie viel  die Bergleute beim Abteufen der Grube Maffei verdient haben, soll beispielhaft erwähnt werden:
 
Der  Spitzenverdiener im Hauptschacht-Abteufen J.Müller erreichte bei einem  Gedingelohnsatz von 3,61 Mark im Januar 1905 einen Monatsverdienst von  brutto 109,84 Mark; es wurden ihm 3,12 Mark für die Knappschaftskasse  und  0,60 Mark für die Invalidenversicherung abgezogen; die Monatslöhne für  Förderer hatten eine Bandbreite von brutto 58 bis 68 Mark und der Lohn  der Zimmerlinge schwankte zwischen 60 und 75 Mark/Mt.
 
Der  Spitzenverdiener bei den Schlossern brachte es schichtabhängig auf rd.  100,- Mark. Bei den Bohrversuchen, Bohrloch Nr.8( Minister Falk und  Bohrloch Nitzelbuch) brachten es die Spitzenverdiener auf brutto 71  Mark, die Mehrzahl der Bergleute erzielten zwischen 50 und 60  Mark/Monat. Der Durchschnittslohn der Bergleute blieb unter dem der  Grube Leonie.
 
Die Lohnliste vom Januar 1905 für die Erzgewinnung der Grube Leonie weist folgende Spitzensätze in Mark aus: 38,5 m Sohle, Norden I  73,02 /Monat; Norden; III 77,88/Mt., Süden III 72,24 auf der   44 Meter-Sohle, Süden III  74,76  /Monat; 49 mS. Hauptstrecke 73,08/Mt.; 54 mS. Hauptstrecke 76,56/Mt.;  die Zimmerlinge verdienten in einer Bandbreite von 75,0 bis 91,25/Mt.;  der Aufsicht führende Steiger erreichte 100,-Mark/Mt.; die Röster kamen  im Durchschnitt auf 65,0 Mark/Mt. Der Spitzenmann der Drahtseilbahn  wurde mit 82,50 Mark/Mt. Notiert;(alle Angaben in brutto).
 
Der  Betriebsführer auf Leonie Schacht II hatte ein Fixum von 300,-Mark/Mt.,  der Spitzenlohn für die Hauer lag bei 90,35 /Mark/Mt.
 
Kennzahlen Auerbacher Gruben
 
Geschäftsjahr                 Förderung                     Beschäftigte        durchschn.Stundenlohn
1904/05                          (Braun-/Weißerz)             250
1908/09                                                                 465
1911/12                                                               610
1915/16                                                               311
1919/20                                                                  490
1920/21                                                               492
1926/27                            146.060  Jato                349  
1929/30                            206.241                          365
1930/31                              59.621                       149                                         
1931/32                            122.029                         15                             0,647 Mark  
1932/33                              45.156                            96                             0,651
1933/34                              ---------                       183                             0.661   
1937/38                            296.595 (Fe:44,02 %)    419                             0,744
1939/40                            280.039 (Fe:45,62%)     357                             0,807
1944/45                              81.766                        313                             0,830
1956                                                                    406
1957                                                                     442
1958                                                                     456                                                            
1959                                                                     971
1960                                                                     935
1961                                                                        878
1962                                                                     820
1977/78                              24.265  moto                  
1978/79                              43.182                         306
1979/80                              39.560                         320  
1980/81                              47.288                         333
1981/82                              48.473                         343
1982/83                              47.473                            350
1983/84                              51.927                         352
1984/85                              55.360                         358
1985/86                              47.457                            337
1986 (Dez.)                        30.909                          292     
1987 (Jan.)                         33.114                          283
 
Im November 1986 wurde mit 52,7 Kubikmeter gepumpter Wassermenge pro Minute
 
ein Höchstwert erreicht. Zum gleichen Zeitpunkt betrug der Restbuchwert der Grube DM 162 Mio.     
(  Der höchste Fe-Gehalt beim Braunerz wurde 1934/35 mit 48,76 % erreicht;  beim Weißerz wurde 1932/33 ein Fe-Gehalt von 33,59 als Höchstmarke  notiert.)
 
1977 /78 konnte das  Leonie-Erz auf Basis der Fe-Tonne, verglichen mit Fremderz bei DM  135,-/t zu 113,-/t noch mithalten; im Dezember 1986 wurde die Fe-Tonne  Leonie mit DM 273,- notiert gegenüber DM 130,- Fremderz.    
 
Im  Januar 1905 lieferte „Minister Falk“ 1293 Tonnen Braunerz nach  Rosenberg. Im Oktober 1939 wurden in den Auerbacher Gruben 24 807 to Erz  gefördert, das Braunerz mit einem hohen Fe-Gehalt von 46,53 % .Die  Kamsdorfer Gruben konnten 1940 13 484 to fördern und es wurde ein  Durchschnittslohn von 7,69 Mark bezahlt.
 
Im  Jahre 1941 entstand als Kriegsbetrieb die „kleine Leonie“ bei  Schleichershof, wo nur das höherwertige Erz (40 % Fe) bis Kriegsende  abgebaut wurde. Die Einstellung des Betriebs wurde dem Treuhänder der  Maxhütte als unverantwortliche Tat angelastet.

 
Wiederaufnahme des Auerbacher Bergbaus nach 1945  

Wegen  der politischen Belastung von Betriebsleiter Jungk war für den Bereich  Auerbach ein Herr Bless offensichtlich auf Betreiben der Besatzungsmacht  im Oktober 1945 als Betriebsleiter eingesetzt worden; er soll nicht  viel vom Bergbau verstanden haben. Außerdem war er durch  Spruchkammertätigkeit( zur Beurteilung der Tätigkeit während der  NS-Zeit) öfter abwesend.
 
Wie  aus einem Bericht nach dem Besuch des CAH vom April 1947 hervorgeht,  waren auf der Erzgrube Auerbach 257 Belegschaftsmitglieder und die  monatliche Förderleistung erreichte 6.000 to.
 
Für  den gesamten Maxhüttenbergbau war um diese Zeit als Bergbaudirektor  Dipl.Ing. Schmelzer- nach eigener Darstellung vom Kohlebergbau im  Sudetenland kommend-, verantwortlich. Offensichtlich genoss er bei der  Führungsspitze der MH mit Treuhänder Enzmann an der Spitze nur mäßiges  Vertrauen. Davon zeugt auch sein Rechtfertigungspapier vom 03.06.1947,  in dem er sich mit den tendenziösen Ergebnissen der “  Überprüfungskommission Bergbau“ und einer Reihe von Personen  auseinandersetzt, z.Teil polemisch. Dabei warf er Dr. Gillitzer, der 8  Jahre lang der Bergbauleiter der Maxhütte war, ein fachlich  dilettantisches Vorgehen vor und kreidete ihm die Tätigkeit als  Wehrwirtschaftsführer an. Die („ Weisskopf“ ) -Kommission hatte im März  1947 die innere Struktur der Bergbaubetriebe der MH überprüft, wie es  scheint recht oberflächlich. Schmelzer jedenfalls fällte über deren  Tätigkeit ein vernichtendes Urteil:
 
Die  Kommission, welche über 6 Wochen in unserem Unternehmen weilte, ist  keine Fachkommission, sondern lediglich eine bereits mit festen Urteilen  kommende Tendenz-Kommission gewesen, um Persönlichkeiten des  Unternehmens abzuschießen.
 
In der Nacht  27./  28.Mai 1966 kam es durch menschliches Versagen zu einem gefährlichen  Wassereinbruch in der Auerbacher Grube. „Bergwerk Auerbach/Nitzelbuch  abgesoffen“, war in der regionalen Presse zu lesen und dies wurde als  eine der schwersten Katastrophen seit Bestehen bezeichnet. Durch den  Einsatz von Spezialpumpen konnte der Wasserspiegel gesenkt werden, um  ein Ersaufen der Grube zu verhindern. Es dauerte aber bis zum 06.06. bis  die Förderung teilweise wieder aufgenommen werden konnte; die Grube  Auerbach arbeitete ab 13.Juni wieder mit voller Kapazität.
 
Die  Überflutung war auf das Verschulden des verantwortlichen Pumpenwärters  zurückzuführen, der die rechtzeitige Zuschaltung weiterer Pumpen wegen  Alkoholisierung verschlafen hatte. Der Betreffende wurde fristlos  entlassen, auch weil er der  Maxhütte  die Schuld am Geschehen zuschieben wollte. Personen kamen  glücklicherweise nicht zu Schaden; der Abbaubetrieb musste unterbrochen  und der Erzbedarf der MH aus Haldenbeständen gedeckt werden. Bis zur  Wiederaufnahme der Förderung mussten die 350 Beschäftigten Urlaub nehmen  oder vorübergehend an anderen Arbeitsplätzen des Unternehmens  eingesetzt werden.   
 
Chronisten  erinnern sich dabei an zurückliegende Katastrophenfälle, von denen  Nitzelbuch heimgesucht wurde, wie etwa die Grubenbrände 1908, 1910 und  1921. Immer war das Element Wasser die größte Beeinträchtigung für den  Abbau, denn es mussten stets dreißig mal mehr Wasser als Erz gefördert  werden. Im August 1927 war die Förderung wegen eines Wassereinbruchs  für fünf Wochen unterbrochen.
 
Sicher  war auf der Nachtschicht 25./26.April 1968 auch das Wasser im Spiel.  Durch einen Schlamm- und Gesteinseinbruch von 350 Kubikmetern wurden 4  Bergleute  in  100 Meter Tiefe eingesperrt. Mit einer unter Einsatz aller Kräfte  eingeleiteten Rettungsaktion konnten die Eingeschlossenen nach 13  Stunden der Ungewissheit aus ihrer lebensbedrohlichen Lage befreit  werden.
 
Infolge  wolkenbruchartiger Niederschläge am 05./06. Juni 1986 waren riesige  Mengen des Erdreichs um Reichenbach/Auerbach abgesackt und es hatte sich  ein Ponor gebildet, der die gesamte Wassermasse des Speckbaches aufnahm  und ließ am Abend des 06.Juni den Wasserpegel im Nebengestein der  Lagerstätte Leonie immer höher steigen.
 
Nach  Benachrichtigung begaben sich der Vorstandsvorsitzende und der  Arbeitsdirektor zum Ort des Geschehens; weit über 100 Mann des  Katastrophenschutzes, des technischen Hilfswerkes und der Feuerwehren  waren im Einsatz.
 
Die  Grubenleitung war angewiesen, die Förderung einzustellen und keinen  Bergmann in den Schacht zu lassen und die Pumpen auf Höchstleistung zu  fahren. Gleichzeitig waren Leitungsverantwortliche und Sicherheitskräfte  in höchste Alarmbereitschaft versetzt, um den Wasserspiegel zu  beobachten und notwendige Maßnahmen einzuleiten. Eine reale Gefährdung  der Grube war zu keiner Zeit gegeben.
 
Aber es war wieder mal eine Gratwanderung. Der Kampf gegen die Naturgewalten wurde gewonnen und Menschen kamen nicht zu Schaden.  
© Manfred Leiss
© Manfred Leiss
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