Chronik des Bergknappenvereins
Sulzbach-Rosenberg
Entstanden sind sie Anfang des 19. Jahrhunderts zur Vertretung der Arbeitnehmerinteressen und der sozialen Absicherung der Bergleute: Die Knappschaftsvereine. Als im Jahr 1883 in Deutschland unter Kaiser Wilhelm die gesetzliche Sozialversicherung eingeführt wurde, endete die Zwangsmitgliedschaft, die Knappschaftsvereine lösten sich auf. Doch schon im Jahr 1887 gründete man in Sulzbach-Rosenberg als Nachfolger den Bergknappenverein
Wegen vieler altersbedingter Sterbefälle sinkt beim Bergknappenverein der Herzogstadt, wie bei anderen Traditionsvereinen auch, die Mitgliederzahl. Bewundernswert ist aber dennoch, dass die Aktivitäten zur Bewahrung der bergmännischen Tradition fortgesetzt werden.
Heute sieht der Bergknappenverein seine Aufgabe darin, die Bergmannstradition hoch zu halten und die Geschichte des Bergbaues an nächste Generationen weiterzugeben. So hat man den Bergmannspfad eingerichtet und betreibt einen Schaustollen. Aber vielleicht gibt es ja irgendwann wieder Bergbau in Sulzbach-Rosenberg.
Zunächst zur Vorgeschichte:
Mit der sogenannten kleinen Hammerbewegung von 1341 und der im Jahre 1348 für Sulzbacher Bürger ausgesprochenen Belehnung, im Erzberg am Eichelberg, nach Erz zu graben, liegt erstmals ein schriftlicher Hinweis auf den Sulzbacher Bergbau vor.
Als der Bergbau immer mehr in die Tiefe ging, schlossen sich die Bergleute zu Gewerkschaften mit genossenschaftlichem Charakter zusammen.
Es entstanden die ersten Bruderkassen, diese unterstützten den Bergmann bei Krankheit und Unfall, und seine Hinterbliebenen bei Tod.
Der alte Bergbau mit seiner Blüte im 14. und 15. Jahrhundert wurde um 1580 fast gänzlich eingestellt.
Als der Bergbau 1809 bei uns wieder aufgenommen wurde, gab es vermutlich eine Bruderkasse, die, durch freiwillige Beiträge, in Not geratene Kameraden unterstützen sollte.
Uns wurde überliefert, dass es von 1865 bis 1868 eine Gewerkschaft St. Anna Eichelberger und Etzmannsberger gab.
Am 20. März 1869 wurde durch die Regierung von König Ludwig den II. das neue Berggesetz erlassen, in dem u. a. auch die Gründung von Knappschaftsvereinen gewollt war. So wurde am 16. Juli 1874 dem Königlichem Bezirksamt Regensburg die erste Satzung des Knappschafts-vereins Sulzbach / Oberpfalz vorgelegt.
Die Bruderkasse ging mit dem gesamten Vermögen in den neuen Knappschaftsverein über. Alle Vereinsmitglieder mussten Pflichtbeiträge in die Vereinskasse entrichten.
Der Beitrag betrug 2 Kreuzer pro verdientem Gulden. Zu DM-Zeiten umgerechnet, wären ein Gulden 1,70 DM und 2 Kreuzer 6 Pfennig gewesen.
Aber auch der Bergwerksbesitzer war laut Berggesetz verpflichtet, die Hälfte der Beiträge für die aktiven Mitglieder in die Vereinskasse zu zahlen.
Die Leistungen des Vereins waren beachtlich und bedeuteten die einzige soziale Absicherung der Bergarbeiter.
Bei nicht selbstverschuldeten Unfällen zahlte er Krankenlohn oder Invalidenunterstützung, Unterstützte Witwen und Kinder und leistete Beihilfe zu den Beerdigungskosten.
Mit der 1881 aufkommenden Sozialversicherung und den folgenden Gesetzen zur Kranken- Unfall- und Altersversicherung verlor der Knappschaftsverein an Bedeutung und löste sich auf.
Was blieb war die kameradschaftliche Geschlossenheit und so entstand im Jahre 1887 ein Nachfolgeverein der sich die Pflege des bergmännischen Brauchtums als Ziel setzte.
Dies war die Geburtsstunde unseres Bergknappenvereins.
Leider gibt es aus der ersten Zeit kein schriftliches Material mehr.
Vereinsgründer war Oberingenieur Friedrich Klein, der Leiter der damaligen Sulzbacher Gruben. Schon 1889 übernahm der Verein die Patenschaft für den Bergknappenverein Auerbach.
1891 Die erste ordentliche Generalversammlung fand am 01.Januar statt. Von 197 damals registrierten Mitgliedern nahmen 41 teil.
Zum ersten Vorsitzenden wurde Steiger Johann Becher gewählt.
Der Verein zeigte sich von nun an sehr aktiv, mit einem Bergfest, verschiedenen Ausflügen und beteiligte sich am 70. Geburtstag des Prinzregenten Luitpold.
1892 wurde in der Turnhalle unter allgemeiner Teilnahme der erste Bergball abgehalten. Dieser Bergball war überhaupt die erste größere Festlichkeit, die in der neuerbauten Turnhalle abgehalten wurde.
Einen bemerkenswerten Auftrieb erlebte der Knappenverein im Jahre 1896 durch die Gründung einer Bergkapelle, die lange Jahre hindurch von dem bekannten, tüchtigen Stadtmusikermeister Merklein geleitet wurde. Sie trat zum erstenmal in der Öffentlichkeit im Mai 1897, anläßlich der Besuches des Prinzen Ludwig in Sulzbach, der bei dieser Gelegenheit eine Grubenfahrt auf Grube Etzmannsberg machte. Im Jahre 1898 spielte dann die Bergknappenkapelle zum erstenmal zum Bergball auf.
In das Jahr 1896 fällt auch die Gründung der Sterbekasse des Sulzbacher Knappenvereins. Diese segensreiche Einrichtung sozialer Selbsthilfe hat im Laufe der Jahre manche Not gelindert.
1897 verfasste der Verein seine erste Satzung.
Mit der Neubesetzung des ersten Vorsitzenden mit Georg Heinl änderte sich auch der Name in Bergknappen-Verein Sulzbach.
1898: bekam der Verein seine erste eigene Fahne.
1901 betrug der Mitgliederstand bereits 189 Bergleute.
Vereinslokal war der Brauereigasthof Sörgel neben dem Rathaus.
Veranstaltungen wie Bergfest und Bergball fanden regelmäßig statt.
1911 beteiligten sich die dienstfreien Bergmänner am Festzug zum 25-jährigen Dienstjubiläum von Generaldirektor Ernst Fromm in ihrer Paradeuniform.
1.Vorstand war damals der Steiger Peter Heinl
Die Wirren des ersten Weltkrieges überstand der Verein ohne erkennbare Probleme.
1926 löste sich aus dem Verein der vaterländische Bergknappenverein und mit ihm ein Teil der Vereinskapelle heraus Kapellmeister war Georg Merklein.
1927 feierte der Bergknappenverein Sulzbach sein 40 jähriges Jubiläum.
1933 im Sommer wurden beide Vereine wieder gleichgeschaltet.
1934 wurde die Sängerriege des Bergknappenvereins Sulzbach, sprich Bergknappenchor, unter der Leitung von Chorleiter Heinz Fruth ins Leben gerufen, der bis zu seiner Auflösung im Jahre 1977, 43 Jahre lang die Barbarafeiern und alle anderen Feste des Vereins umrahmte.
Als die NSDAP fest im Sattel saß, wurde aus dem Bergknappenverein eine Betriebsgemeinschaft Bergbau. Die Abschaffung der Uniformen konnte zum Glück verhindert werden. Nachdem die NSDAP den Bergleuten und der Vereinsleitung immer dreinredete, schliefen nach 1938 die Aktivitäten zusehends ein.
Das Vereinsleben wurde jedoch aufrechterhalten und somit war nach Ende des 2. Weltkrieges der Verein schnell wieder aktiv.
1946 fand der erste Kameradschaftsabend und
1947 der erste Bergball in zwei Sälen (Turnhalle und Josefshaus) statt.
1949 wurde sogar ein Fussballclub, der FC Glück Auf gegründet und als eigener Verein geführt. Vorstand war Willi Link.
Später lebte dieser als Tischgesellschaft weiter.
Ferner fand auch in diesem Jahr der Bergball in drei Sälen statt, der Tucher Saal kam mit hinzu.
1951 Übernahm der Bergknappenverein die Patenschaft für die Knappen der Farberdegruben um Königstein.
1952 feierte der Verein sein 65 jähriges Bestehen, mit einem Festgottesdienst, einem Festzug und anschließendem gemütlichen Beisammensein auf dem Annaberg .
1953 Übernahm der Bergknappenverein die Patenschaft für die Kameraden der Grube Cäcilia Schwarzenfeld
1957 wurde das 70 jährige Gründungsfest im Rahmen eines Gartenfestes gefeiert. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Verein 1089 Mitglieder.
Der höchste Mitgliederstand in der Vereinsgeschichte konnte im Jahr 1958 mit 1300 Mitgliedern verzeichnet werden.
Die Geschicke des Vereins leitete Bergmann Friedrich Schauer als 1. Vorstand.
1962 wurde das 75 jährige Vereinsjubiläum mit 600 Knappen aus 14 Vereinen und 4 Knappenkapellen unter dem 1. Vorstand Herbert Lothwesen gebührend gefeiert.
1964 wurden wieder Standkonzerte organisiert und der St. Anna Schacht als Sammelplatz für Festveranstaltungen bestimmt.
Diese Entscheidung wurde unter dem Vorstand Andreas Dehling getroffen.
1966 zeichneten sich die ersten Schwierigkeiten im Bergbau ab, somit mussten Bergleute in andere Bereiche der Maxhütte verlegt werden.
Diese durften aber weiterhin Mitglieder im Bergknappenverein bleiben.
1971 durften auch Nichtbergleute Mitglied im Verein werden.
1972 wurde das 85 jährige Jubiläum des Vereins zusammen mit dem 2. Bayerischen Knappentag gefeiert, Schirmherr war der bayerische Ministerpräsident Dr. Alfons Goppel. Es war das letzte Jubiläum bei dem noch Erz gefördert wurde. Zu diesem Zeitpunkt zählte der Verein 355 aktive und 312 pensionierte Mitglieder.
1974 wurde die letzte Schicht auf der Grube St. Anna verfahren.
Die betroffenen Kameraden wurden entweder in die Gruben nach Auerbach versetzt oder bei der Maxhütte untergebracht.
1977 war auch die letzte Schicht am Eichelberg zu Ende.
Damit ist der Bergbau in Sulzbach-Rosenberg nur noch Geschichte unserer Stadt.
1979 erwarb der Bergknappenverein eine neue Fahne,für die der Hüttenverein Glück Auf die Patenschaft übernahm.
1982 wurde es durch eine neue Satzung möglich, als Fördermitglied zum Bergknappenverein beizutreten.
1984 richteten Vereinsmitglieder im Stadtmuseum einen Schaustollen ein.
1987 feierte der Bergknappenverein sein 100 jähriges Bestehen und richtete deswegen den 6. Deutschen Bergmanns-, Hütten- u. Knappentag aus, dessen Schirmherr der damalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm war.
An der Bergparade nahmen ca. 3000 Knappen teil.
1993 verstarb der erste Vorsitzende Gerhard Wollnik, der dieses Amt 24 Jahre lang ausübte. 2. Vorsitzender Otto Jandl übernahm die Amtsgeschäfte bis zur Generalversammlung 1994, bei der erstmals in der Vereinsgeschichte ein Nichtbergmann, nämlich Bankkaufmann Bernhard Friese, zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde.
Die sehr erfolgreiche Vereinsarbeit unter der Leitung von Bernhard Friese fand durch seinen Tod im Jahr 1998 ein plötzliches Ende. 2. Vorstand Otto Jandl übernahm wieder bis zur Generalversammlung die Vereinsführung.
Bei dieser wurde erstmals eine Frau, nämlich Renate Friese, die Witwe von Bernd, zur ersten Vorsitzenden gewählt.
2000 traten Renate Friese als erste Vorsitzende und der langjährige 2. Vorsitzende Otto Jandl nicht mehr zur Wahl an.
So begann mit Armin Kraus am 06.01.2000 als 1. Vorsitzenden eine neue Ära.
Der Verein kam nach den schweren Schicksalsschlägen nun in ruhigere Fahrwasser.
2007 konnten wir 120 Jahre Bergknappenverein Sulzbach-Rosenberg feiern.
Aus diesem Grund wurde der 11. Deutsche Bergmanns-, Hütten- und Knappentag bei uns abgehalten.
Schirmherr war der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber. Am Freitagabend unterhielten die „Bayerische 7“ die Gäste. Der Festabend fand im vollbesetzen Zelt statt. Der Regionalbischof Hans-Martin Weiß und Dekan Walter Hellauer zelebrierten den ökumenischen Festgottesdienst.
Höhepunkt war die Bergparade an der 144 Vereine mit über 3000 Knappen aus 10 Bundesländern, sowie Knappen aus Tschechien, Ungarn, Slowenien und Österreich teilnahmen.
Leider fand 2007 nach über 100 jähriger Tradition auch der letzte Bergball statt.
2012 feierten wir das 125 jährige Bestehen mit einer Annabergwallfahrt der Oberpfälzer Knappen, einem Festtag mit Bürgermeisterempfang, Totengedenken am Ehrenmal, einem Pontifikalgottesdienst mit Weihbischof Reinhard Pappenberger und einem Festakt in Verbindung mit der Barbarafeier. Die Festrede hielt Bundesvorsitzender Kurt Wardenga.
Das der Bergknappenverein immer ein aktiver Verein war, sieht man an den vielen Veranstaltungen die das ganze Jahr über durchgeführt wurden: Bergball mit Schaustollenführungen, Grubenbar bei Faschingszügen und am Altstadtfest, Instandhaltung des Bergbaupfades und die Stollenweihnacht.
Auch heute noch gibt es den Faschingsabend für Alt und Jung ,
Fachmännische Führungen durch den nördlichen und südlichen Bergbaupfad ,
sowie Stollenführungen im Schaustollen Max und immer wieder gesellige Kameradschaftsfahrten.
Zum traditionellen Vereinsleben gehören nach wie vor, die Generalversammlung die Barbarafeier mit Gottesdienst, die Teilnahme an Vereinsjubiläen und Veranstaltungen der Stadt Sulzbach-Rosenberg und des Landkreises Amberg-Sulzbach.
Wir besuchen unsere Mitglieder zu runden Geburtstagen und zu allen Ehejubiläen.
Ferner begleiten wir unsere verstorbenen Kameraden zur letzten Grubenfahrt.
Neben den eigenen Veranstaltungen ist der Bergknappenverein auch immer bei den Deutschen Bergmannstagen, wie z. B. in Herne oder in Heringen in Hessen dabei.
Der 12. Deutsche Bergmannstag, bei dem unser Bürgermeister auch die Wanderbarte des Bundes weitergeben musste, fand 2014 in Marienberg in Sachsen statt.
Auch die Europäischen Knappen-und Hüttentage in Arnoldstein in Österreich, Balaton und Pecs in Ungarn und Pribram in Tschechien wurden von uns besucht.
Teilnahme erfolgte auch bei vielen Veranstaltungen des Landesverbandes Bayerischer Bergmanns-, Knappen- und Hüttenmännischer Vereine, wie z.B.
Bayerische Bergmanntreffen oder die Knappenwallfahrt nach Altötting.
1. Vorstände
1887 - 1897 : Johann Bech - Grubensteiger
1897 - 1913 : Georg Heinl - Steiger
1913 - 1915 : Leohhard Thurner - Steiger
1915 - 1919 : Peter Heinl - Steiger
1919 - 1920 : Friedrich Boch - Steiger
1920 - 1921 : Johann Girbert - Bergmann
1921 - 1931 : Fritz Falkner - Bergmann
1931 : 1933 : Johann Georg Meidenbauer - Aufseher
1933 - 1935 : Friedrich Bauer ( kommis. eingesetzt von der NSDAP) - Reviersteiger
1935 - 1939 : Karl Hafer - Steiger
1939 - 1946 : Norbert Hamacher - Betriebsleiter
1946 - 1947 : Georg Seidl / Johann Ibler - beide Aufseher
1947 - 1959 : Friedrich Schauer - Bergmann
1959 - 1961 : Johann Vogl - Steiger
1961 : 1964 : Herbert Lothwesen - Steiger
1964 : 1969 : Andreas Dehling - Reviersteiger i.R.
1969 - 1993 : Gerhard Wollnik - Bergmann
1993 - 1994 : Kommis.: 2. Vorstand, Otto Jandl - Bergmann
1994 - 1998 : Bernd Friese - Sparkassenangestellter
1998 - 1999 : Kommis.: 2. Vorstand Otto Jandl
1999 - 2000 : Renate Friese
ab 2000 : Armin Kraus - Siemensangestellter
Chronik von Armin Kraus zur Verfügung gestellt.
Bergknappenverein Sulzbach-Rosenberg
Armin Kraus
Johannes-Stark-Str. 7
92256 Hahnbach
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