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„Vül zum Lachn“ gab es bei einem Mundart-Abend mit Dieter Radl in Aichazandt. Der Kulturpreisträger der Sulzbach-Rosenberg erzählte Lustiges und Nachdenkliches in Gedichten und Texten und überraschte sogar mit einem Oberpfälzer Rap.
Von Helga Kamm
Aichazandt. Selbst die Speisen wurden an diesem Abend auf Oberpfälzisch angeboten. Wurschtsolod, a Graichats oder Broudwirscht hatte als Mitveranstalter der Landgasthof Schmidt auf der Speisekarte, und die Gäste im vollbesetzten Saal griffen gern zu. Wie die vorausgegangenen Mundartabende der Gruppe „Kultur AS“ wurde auch Dieter Radls Lesung wieder ein voller Erfolg. Dazu trug auch der von Walter Heldrich und Helmut Heinl engagierte junge Simon Hefner aus Schlicht bei, der mit seinem Akkordeon die musikalische Umrahmung übernahm.
Den Oberpfälzer Dialekt lebendig zu erhalten, ist ein Herzensanliegen von Dieter Radl. Der Pädagoge im Ruhestand kennt sie noch, die alten Ausdrücke, die, wie er bedauert, „ heute vielfach einem Komödienstadl-Bayerisch gewichen sind“: Heigeign, Bissgurn, Flöigngirgl oder Springginkerl – viele der Gäste im Saal nicken und lachen, erinnern sich, wissen, was gemeint ist mit diesen Wörtern.
„Die heimische Mundart darf nicht nur auf ou, äi und oi reduziert werden“, sagt
Radl, nennt zahlreiche Beispiele für deren starke Ausdruckskraft, Lautmalerei und Bildhaftigkeit und bezeichnet das Oberpfälzische als „die sprachliche Sichtbarkeit der Heimat“. Mit seinen Gedichten und Texten, einem perfekt vorgetragenen Lied und sogar einem Oberpfälzer Rap umreißt der Heimat-Poet den Ausdrucksbogen seiner Muttersprache. Humorvoll, herzlich, sperrig, derb, zärtlich, hart und weich sei die Oberpfälzer Mundart, könne Wahrheiten sagen ohne zu kränken.
In seinem Bemühen um den Dialekt hat Der Sulzbach-Rosenberger Kulturpreisträger prominente Mitstreiter. „Dialekt heißt in der Sprache barfuß gehen“ ist ein Zitat von Autor Harald Grill und Mundart-Forscher Ludwig Zehetner sagt: „Dialekt ist, die Heimat auf der Zunge tragen“. Radl selber beschreibt den Begriff Heimat mit Sprache und Ort. Beides ist in jedem seiner Verse, Geschichten und Sprüche enthalten. In seinem ausdrucksstarken, nicht immer sanften Dialekt erzählt er von Sulzbacher Originalen wie dem Grünthaler „Peter hier“, dem Reinhardt-Stotterer oder – ein Erlebnis seines Vaters - den Schwammerlsuchern in der Fatzn. Dass bei vielen dieser Geschichten der ganze Saal fast Tränen lacht, kommentiert der Radl Dieter mit: “Des freit me, dass e enk zum Lacha bring“.
Ganz anders der Teil des Abends mit nachdenklichen und kritischen Texten Radls, Ausdruck seiner Gedanken zur Zeit. Ganz still wird es im Saal, wenn der 80-Jährige r Auswüchse in unserer Gesellschaft anprangert oder die gefährdete Natur beklagt, „in der ogholzt und planiert wird“ und Urenkel nur noch auf Google sehen werden, was es einmal gegeben hat in Wald und Flur.
Helmut Heinl kündigte im Schlusswort für den Sommer weitere Aktivitäten von Kultur AS an, unter anderem eine Wanderung auf dem Rosenpfad im Juni und im Juli einen Besuch im örtlichen Biergartenmuseum. Er wies außerdem darauf hin, dass der Erlös aus den Mundart-Abenden sozialen Einrichtungen zugute kommt.
Bilder: Walter Heldrich