Der Daniel - KulturAS - Ihre Gemeinschaft für Kultur und Reisen

2024/2025
Gemeinschaft von netten, unternehmungslustigen, kulturbewussten und reiselustigen Menschen
Sulzbach-Rosenberg/Feuerhof
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Helmut Heinl Autorenseite
"Leben in der Bergmannssiedlung"
"Der Daniel" das Bergmannsklo

Das "Stille Örtchen, auch das ist unter Tage notwendig.
 Wenn ein Bergmann während der Arbeit, unter Tage, auf die Toilette  musste, so konnte er sich in einen Bretterverschlag zurückziehen. Nicht  komfortabel, aber zweckmäßig ...

In  den Sulzbacher Gruben -und nur dort- gab es die Bezeichnung für dieses  Örtchen. Es hieß seit Generationen „Der Daniel“. Woher dieser Ausdruck  kommt, ist nicht zu erfahren, selbst die ältesten Bergleute, mit denen  ich sprach, kannten nur diesen Ausdruck. Mit dem biblischen Daniel hat  er nichts zu tun. Im 5. Buch Mose, Kap. 23 gibt es zwar eine klare  Anweisung für ähnliche Verrichtungen, aber da ist von „Daniel“ nicht die  Rede. Auch ein anderer Schutzheiliger der Bergleute, gleichen NamensA  hat nichts damit zu tun.

Es  handelte sich beim Daniel um einen größeren, ca. 100 L fassenden, meist  verzinkten Kübel mit Deckel. Der Kübel hatte einen Bügel, sodass er mit  einem Seil hochgezogen werden konnte. Er stand stets etwas abseits, in  einem Verschlag, sodass die Bergleute ungestört ihr Bedürfnis verrichten  konnten. Der Kübel wurde regelmäßig nach über Tage gebracht und  ausgeleert.

Öfter  wurde behauptet, dass damit Kameraden beauftragt wurden, die  irgendwelche Verfehlungen begangen hatten, wie z. B. zu spät zur Schicht  gekommen oder unter Tage geraucht (vor dem Zweiten Weltkrieg).
Tatsache  aber ist: Im Auerbacher und im Sulzbacher Bergbau waren Leute konkret  damit beauftragt, neben ihrer üblichen Beschäftigung, den „Daniel“  regelmäßig zu entleeren. Es waren ganz normale Bergleute, die dafür eine  Zulage bekamen. Und sie durften, als weitere Vergünstigung, vor der  Mannschaft ausfahren.

In Auerbach hatte der Mann, der den Daniel ausleerte, den Spitznamen „Kübeldirektor“B . Im Kohlebergbau des Ruhrgebiets war es der „Kübelmajor“.

Natürlich gibt es zu diesem Geschäft auch Geschichten, aber das an anderer Stelle.


© Helmut Heinl, 2023

A Zu St. Daniel: G. Schreiber, Der Bergbau in Geschichte, Ethos und Sakralkultur S. 303
  © Springer Fachmedien Wiesbaden 1962
B Quelle: Sicherheitssteiger Martin Nägele
Geschichten über das Bergmannsklo
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