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"Leben in der Bergmannssiedlung"
"Der Daniel" das Bergmannsklo
Das "Stille Örtchen, auch das ist unter Tage notwendig.
Wenn ein Bergmann während der Arbeit, unter Tage, auf die Toilette musste, so konnte er sich in einen Bretterverschlag zurückziehen. Nicht komfortabel, aber zweckmäßig ...
In den Sulzbacher Gruben -und nur dort- gab es die Bezeichnung für dieses Örtchen. Es hieß seit Generationen „Der Daniel“. Woher dieser Ausdruck kommt, ist nicht zu erfahren, selbst die ältesten Bergleute, mit denen ich sprach, kannten nur diesen Ausdruck. Mit dem biblischen Daniel hat er nichts zu tun. Im 5. Buch Mose, Kap. 23 gibt es zwar eine klare Anweisung für ähnliche Verrichtungen, aber da ist von „Daniel“ nicht die Rede. Auch ein anderer Schutzheiliger der Bergleute, gleichen NamensA hat nichts damit zu tun.
Es handelte sich beim Daniel um einen größeren, ca. 100 L fassenden, meist verzinkten Kübel mit Deckel. Der Kübel hatte einen Bügel, sodass er mit einem Seil hochgezogen werden konnte. Er stand stets etwas abseits, in einem Verschlag, sodass die Bergleute ungestört ihr Bedürfnis verrichten konnten. Der Kübel wurde regelmäßig nach über Tage gebracht und ausgeleert.
Öfter wurde behauptet, dass damit Kameraden beauftragt wurden, die irgendwelche Verfehlungen begangen hatten, wie z. B. zu spät zur Schicht gekommen oder unter Tage geraucht (vor dem Zweiten Weltkrieg).
Tatsache aber ist: Im Auerbacher und im Sulzbacher Bergbau waren Leute konkret damit beauftragt, neben ihrer üblichen Beschäftigung, den „Daniel“ regelmäßig zu entleeren. Es waren ganz normale Bergleute, die dafür eine Zulage bekamen. Und sie durften, als weitere Vergünstigung, vor der Mannschaft ausfahren.
In Auerbach hatte der Mann, der den Daniel ausleerte, den Spitznamen „Kübeldirektor“B . Im Kohlebergbau des Ruhrgebiets war es der „Kübelmajor“.
Natürlich gibt es zu diesem Geschäft auch Geschichten, aber das an anderer Stelle.
© Helmut Heinl, 2023
A Zu St. Daniel: G. Schreiber, Der Bergbau in Geschichte, Ethos und Sakralkultur S. 303
© Springer Fachmedien Wiesbaden 1962
B Quelle: Sicherheitssteiger Martin Nägele
Geschichten über das Bergmannsklo