Die vergessenen Braumeisterinnen: Frauen und die Geschichte des Bieres
Bier, eines der ältesten Getränke der Menschheit, hat eine überraschende Geschichte, die oft übersehen wird: Jahrtausendelang war das Brauen von Bier fest in weiblicher Hand. Frauen spielten eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Verbreitung dieser beliebten Tradition – und ihre Bedeutung war enorm.
Die Anfänge: Bier als Frauensache
Die Geschichte des Bieres reicht bis in die frühen Hochkulturen Mesopotamiens und Ägyptens zurück. Dort waren es Frauen, die das Brauen entdeckten, vermutlich durch Zufall, als Getreide in Wasser gärte. Bier galt damals als heiliges Geschenk der Götter, und viele der frühen Biergottheiten, wie die sumerische Ninkasi, waren weiblich. Frauen brauten Bier für den Hausgebrauch und für religiöse Zeremonien – es war eine angesehene Kunst.
Auch in europäischen Kulturen war Bierbrauen über Jahrhunderte hinweg Teil der Haushaltsführung. Frauen, die „Alewives“, brauten Bier für ihre Familien und Nachbarn. Es war eine alltägliche Tätigkeit, die gleichzeitig wirtschaftliche Unabhängigkeit brachte: Der Verkauf von Bier bot vielen Frauen ein Einkommen.
Die Hexenverbindung
Im Mittelalter begann das Bild der bierbrauenden Frauen jedoch, sich zu wandeln. Besonders auffällig: Die traditionellen Symbole der Alewives – große Hüte, Besen vor der Tür (als Zeichen, dass Bier erhältlich war) und Kessel – ähneln stark den späteren Darstellungen von Hexen. Dies führte dazu, dass viele Frauen, die erfolgreich Bier brauten, mit Hexerei in Verbindung gebracht und diskriminiert wurden.
Gleichzeitig übernahmen Klöster und später Männer zunehmend die Kontrolle über die Brauereien. Mit der Kommerzialisierung des Bierbrauens verloren Frauen ihre dominierende Rolle.
Die Rückkehr der Frauen in die Braukunst
In der Neuzeit sind Frauen in der Brauindustrie oft in den Hintergrund geraten, doch diese Geschichte wandelt sich. Seit den 1970er-Jahren hat die Craft-Beer-Bewegung Frauen wieder stärker in den Fokus gerückt. Immer mehr weibliche Braumeisterinnen und Bierliebhaberinnen engagieren sich, um die lange Tradition weiblicher Braukunst wieder aufleben zu lassen.
Ein besonderes Highlight: Die Gründung von Netzwerken wie „Pink Boots Society“, die Frauen in der Bierbranche fördern, oder Brauereien, die speziell auf die Geschichte und Perspektiven von Frauen eingehen.
Fazit: Von der Küche ins Rampenlicht
Die Geschichte des Bieres ist auch die Geschichte der Frauen. Vom heiligen Getränk der Göttinnen bis zur modernen Craft-Beer-Kultur – Frauen waren immer ein entscheidender Teil der Bierkultur. Heute feiern sie ein Comeback, und es ist an der Zeit, ihre vergessene Rolle in der Biergeschichte wieder gebührend zu würdigen.
Bier für die Kleinen: Eine Geschichte aus der Zeit, als Bier sicherer war als Wasser
Es war einmal in einem kleinen mittelalterlichen Dorf, wo sauberes Trinkwasser so selten war wie ein Goldstück im Schuh. Die Flüsse und Brunnen waren oft verschmutzt, und wer das Wasser trank, riskierte schwere Krankheiten. In dieser Zeit war Bier kein Luxus – es war lebensnotwendig.
Die Dorfbewohner, darunter auch die Kinder, tranken täglich „Dünnbier“. Dünnbier war ein schwach alkoholisches Bier, das durch den Brauprozess von Keimen und Bakterien gereinigt wurde. Im Gegensatz zum schmutzigen Wasser war es sicher zu trinken, nahrhaft und schmeckte sogar ein bisschen süß.
Eines Tages kam ein Reisender ins Dorf. Er war schockiert, als er Kinder sah, die fröhlich Bierkrüge trugen. „Kinder sollten doch Milch oder Wasser trinken, nicht Bier!“, rief er empört.
Die Dorfälteste, eine kluge Frau namens Marta, lächelte und erklärte: „Reisender, Wasser bringt Krankheit, Milch ist knapp. Unser Dünnbier hingegen ist rein, gesund und hält unsere Kinder stark.“
Der Reisende wollte es nicht glauben. Also füllte Marta zwei Krüge – einen mit Wasser aus dem Brunnen und einen mit Dünnbier – und stellte sie vor ihn. „Trink beides, wenn du uns nicht glaubst.“
Mutig probierte der Reisende erst das Wasser und verzog das Gesicht. Es schmeckte modrig und unrein. Als er jedoch das Dünnbier trank, war es erfrischend und angenehm. „Ihr habt recht!“, gestand er. „Das Bier ist nicht nur sicherer, sondern auch besser für Leib und Seele.“
Von diesem Tag an verstand der Reisende, warum Bier für die Dorfbewohner mehr war als nur ein Getränk – es war ihr Lebenselixier. Er verbreitete die Geschichte in anderen Dörfern, und bald war Dünnbier überall ein fester Bestandteil des Alltags, für Jung und Alt.
Auch wenn heute klare Wasserquellen verfügbar sind, erinnert uns diese Geschichte daran, wie Bier einst das Leben vieler Menschen – auch der Kleinsten – geschützt und genährt hat. Ein Prost auf die kluge Erfindung der Braukunst! 🍺